Solidarische Gesellschaft

Nemi El-Hassan wird wohl nicht für den Westdeutschen Rundfunk moderieren. Wollte der deutsche öffentlich-rechtliche Sender sie ursprünglich für seine Sendung »Quarks« engagieren, hat der Westdeutsche Rundfunk sich nach eigenen Angaben gegen eine Zusammenarbeit mit der Journalistin entschieden. Zuvor war Nemi El-Hassan eine allzu große Nähe zum Antisemitismus vorgeworfen worden.

Gründeten die Vorwürfe zunächst in ihrer Teilnahme an einem antisemitischen Al-Kuds-Aufmarsch in Berlin vor sieben Jahren, wurden bald Zweifel an ihrer Distanzierung von dieser »Demonstration« laut, »eine[r] der widerlichsten antisemitischen Veranstaltungen«, zu der leider auch in Berlin alljährlich Anhänger des Regimes in Teheran und andere Feinde Israels ungehindert aufrufen dürfen.

Versuchte Nemi El-Hassan den Eindruck zu erwecken, ihre Teilnahme an dem Aufmarsch sei ein Ausrutscher, den sie bedaure, deuteten Aktivitäten der Journalistin in sozialen Netzwerken noch in jüngster Zeit darauf, daß ihre Beteuerungen nicht eben aufrichtig waren: »Ihr gefielen [..] Parolen für die Auslöschung Israels, Boykottaufrufe und ein Beitrag, der den Gefängnisausbruch von Terroristen feierte«.

Daß der Westdeutsche Rundfunk sich nach einer Aussetzung der Zusammenarbeit mit ihr nun offenbar endgültig gegen ihr Engagement entschied, war danach nur folgerichtig: Zu Nemi El-Hassans fragwürdigen Ansichten gesellt sich ganz offenkundig eine gehörige Neigung, es mit der Wahrheit nicht genau zu nehmen. Beides ist mit den Ansprüchen erst recht einer Wissenschaftssendung kaum vereinbar.

Blamiert sind nun freilich all jene, die vor wenigen Tagen einen empörten Solidaritätsaufruf für Nemi El-Hassan unterzeichneten, in dem behauptet wird, die Journalistin werde »aufgrund ihrer palästinensischen Herkunft und ihrer muslimischen Identität zur Zielscheibe von Hass und Hetze«. Bleiben sie bei ihrer These, müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen, Antisemitismus zu verharmlosen oder gar zu leugnen.

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