Hamburg: Gegner und Befürworter des Gendern unversöhnlich

Coyote III, CC-BY-SA-4.0, Wikimedia Commons

Sabine Mertens, die Initiatorin der Hamburger Antigender-Volksinitiative, und der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß wagten sich in die Höhle des Löwen: ins Gausz-Atelier, einer Hochburg linksgrüner Veranstaltungen in Hamburg-Ottensen.

Die Hamburger Morgenpost hatte Anfang der Woche zu einer Podiumsdiskussion („Gendern verbieten?“) eingeladen, an der auch der stellvertretende Vorsitzende der grünen Hamburger Bürgerschaftsfraktion, Dominik Lorenzen, und die Transfrau Cornelia Kost, die sich als Psychotherapeutin ausgibt, teilgenommen haben.

Moderator war der Mopo-Kolumnist Marco Carini, der gleich zu Anfang des Events mit großer Chuzpe erklärte, er gendere mit heller Begeisterung schon seit 40 Jahren. Dementsprechend, so zeigte es sich schnell, war auch seine Moderation: in hohem Maße parteiisch – im Sinne der Gender-Aktivisten.

Mertens: Gegen künstliche Sprachformen

Sabine Mertens durfte gleich zu Anfang reden. Sie sprach zwar oft mit einer eher zu leisen Stimme. Doch ihre überaus kritischen Positionen zum Gendern in der deutschen Sprache hat sie dem in ihrer großen Mehrheit linken Publikum, das durchweg zu den überzeugten, teils sogar fanatischen Anhängern der Gender-Sprache zählte, klar zum Ausdruck gebracht.

Mertens, die sonst als Kunsttherapeutin arbeitet, ist überzeugt davon, dass die Gender-Sprache eine künstliche Sprache ist. Sie meint, dass die heutige deutsche Sprache über Jahrhunderte erfreulicherweise gewachsen sei. Deswegen dürfe nichts Künstliches hinein konstruiert werden. Wer gendere, drücke eine ideologisierte Weltanschauung aus.

Gendern, so Mertens, könne man allenfalls als „Privatsprache“ akzeptieren, aber nicht als Sprache der Bildungseinrichtungen, der Verwaltung und der Medien.

Ploß sind Gendersternchen ein Gräuel

Christoph Ploß war ganz der Meinung Mertens‘. Der 37-Jährige verstand es – rhetorisch geschickt –, seine Thesen, unbeeindruckt von den Mehrheitsverhältnissen im Saal, fast forsch und meist unbekümmert vorzutragen.

Sternchen und Gender-Doppelpunkte in den Sätzen deutscher Sprache sind ihm ein Gräuel. Journalisten und Lehrer, so Ploß, seien verpflichtet, die klassische Sprache zu gebrauchen, die auch vom Rat für deutsche Rechtschreibung empfohlen wird.

Eigenmächtig ideologische fundierte, neue künstliche Sprachregelungen in Medien und Politik einführen zu wollen, sei grundfalsch und nicht zu legitimieren. „Wenn ein Mathelehrer den Schülern beibringt, dass eins und eins drei ist (…), dann gehe ich doch dagegen an.“

Linke sind ganz anderer Meinung

Ganz anderer Meinung war Cornelia Kost. Sie sieht sogar einen Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch von Frauen und der deutschen Sprache. Kost meint, Sprache sei Ausdruck von Machtverhältnissen. „Unsere Sprache drückt aus, dass wir eine männerdominierte Gesellschaft sind.“

Strukturelle Gewalt werde „auch durch Sprache transportiert“. Kost: „Wir fordern die Hälfte vom Geld, die Hälfte von der Macht und die Hälfte von der Sprache.“

Ins gleiche Horn blies der Grünen-Abgeordnete Dominik Lorenzen. Er vertrat die steile These, bei der Ablehnung des Genderns gehe es um patriarchalische Rückzugsgefechte.

Im Gegensatz dazu sei das Gendern als wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung von Frauen und queeren Menschen anzusehen.

Demokratisch ist, was links ist?

Bei der Benutzung von Symbolen wie Sternchen oder Doppelpunkt gehen – aktuellen Umfragen zufolge – die Meinungen in der Bevölkerung weit auseinander. Nur 35 Prozent finden das gut – 59 Prozent hingegen nicht.

„Auch die Sprechpause, die sogenannte ‚Gender-Gap‘, vor der weiblichen Endung eines Wortes lehnt die überwiegende Mehrheit der Befragten ab“ (Focus). Gut oder sehr gut finden das lediglich 27 Prozent; weniger gut bis gar nicht gut kommt diese Sprachform bei 69 Prozent der Bürger an.

Jüngste Umfragen besagen auch, dass die Mehrheit der Menschen, die das Gendern ablehnt, wächst. Diese Tatsache beeindruckt freilich die linksgrünen Gender-Befürworter kaum bis gar nicht. Aus Sicht vieler Linker ist nur das demokratisch, was links ist. Das wurde auch bei der Veranstaltung im Ottensener Gausz-Atelier immer wieder deutlich.

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