Kosovo kurz vor Krieg: Schüsse und Drohungen wegen Serben-Nachteilen

Schüsse und Flugmanöver: Seit gestern Nachmittag droht der Kosovo-Serbien-Konflikt neu aufzuflammen. Wut über diskriminierende Einreiseregeln: Ab Mitternacht hätten Serben bei der Einreise ins Kosovo temporäre Identitätsnachweise beantragen müssen. In der Nacht fielen Schüsse und Autobahnen wurden blockiert. Videos zeigen Explosionen in Nord-Kosovo. Nachdem Serbiens Präsident Aleksandar Vučić seine entschiedene Unterstützung der Serben im Kosovo verlautbarte, ließ Kosovos Premier Albin Kurti die Vorschrift verschieben. Hintergrund für die Provokationen soll aus serbischer Sicht die Nichtteilnahme an den West-Sanktionen gegen Russland sein.

Für die Serben, die sich im Kosovo vielfach unter einer US-Fremdherrschaft sehen, stellt die Vorschrift eine Schmach dar. Denn ab heute, 1. August, hätten kosovarische Serben ihre Auto-Nummerntafeln auf Kosovo-Kennzeichen ummelden müssen. Weiters hätten Serben bei der Einreise in das Kosovo temporäre Identitätsnachweise bei den Behörden beantragen müssen und ihre Pässe in diesem Zeitraum hinterlegen sollen. Aus Sicht der Serben eine absichtliche Demütigung.

In der Nacht gingen die Wogen in der Grenzstadt Mitrovica hoch. Es waren Schüsse zu hören, Videos zeigen sogar Explosionen. Es soll sogar eine Schießerei zwischen der Kosovo-Polizei und serbischen Bürgern gegeben haben. Eine Autobahn wurde blockiert und Serbien sendete Kampfjets an die Grenze des Kosovo. Serbien scheint gut gerüstet. Erst im April erhielt Serbien ein neues Luftabwehrsystem von China. Die USA waren gegen den Kauf.

Auch im Internet äußerten Serben weltweit ihren Unmut. Die alte Parole aus dem Krieg 1998-1999 “Kosovo je Srbija” – Kosovo ist Serbien – war gestern Nacht wieder vielfach zu lesen. Aus Sicht vieler Serben befindet sich das Kosovo unter US-Fremdherrschaft, nachdem diese die Abspaltung der Teilregion zugunsten der Kosovo-Albaner kriegerisch unterstützten. Der nach wie vor tief sitzende Schmerz über den Angriffskrieg der NATO auf Serbien 1999 wird seit Beginn des Ukraine-Kriegs in Serbien wieder verstärkt thematisiert. Unter US-Vorgabe wurde das Kosovo 1999 von Serbien zugunsten der dort lebenden Albaner abgespalten. Noch heute wird das Bestehen des Kosovo durch die KFOR-Truppen, eine multinationale militärische Formation unter der Leitung der NATO, gesichert. Auch Österreich hat 294 Soldaten im Kosovo stationiert.

Es kam zu einer Schießerei mit der kosovarischen Polizei bei der niemand verletzt wurde:

Gestern Nacht erklärte Serbiens Präsident Aleksandar Vučić: “Wir werden um Frieden bitten, aber ich sage Ihnen gleich: Es wird keine Kapitulation geben und Serbien wird gewinnen. Wenn sie versuchen, Serben zu verfolgen, Serben zu schikanieren, Serben zu töten, dann wird Serbien gewinnen!”

Das gesteigerte Konflikt-Potenzial Serbiens zeigt sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Serben fühlen sich mit den Russen eng verbunden (Brudervolk) und verweigerten das Mitwirken an den Sanktionen gegen Russland. Auch wurde in Belgrad für Russland demonstriert, während man in der westlichen Welt mehrheitlich die Ukraine-Fahne hisste.

Dass der Kosovo-Konflikt nun neu aufzuflammen droht und zur zweiten Front des Stellvertreterkriegs in der Ukraine zu werden droht, war schnell allen Parteien klar. Der serbische Politiker Vladimir Đukanović von der serbischen Fortschrittspartei schrieb auf Twitter laut Medien: “Alles sieht für mich danach aus, dass Serbien gezwungen sein wird, die Entnazifizierung des Balkans zu beginnen.” Hintergrund: Russland rechtfertigt die kriegerischen Handlungen in der Ukraine mit der systematischen Diskriminierung, die der ethnisch-russischen Bevölkerung in der Ukraine in den letzten Jahren widerfuhr und spricht in dieser Angelegenheit von einer “Entnazifizierung”. Aus dem russischen Außenministerium hieß es: “Russland fordert Pristina und die dahinter stehenden USA und die EU auf, die Provokationen einzustellen und die Rechte der Serben im Kosovo zu respektieren.”

Kosovos Premier Albin Kurti verschob nun das Inkrafttreten der Vorschrift fürs Erste. Offenbar ist der Westen derzeit nicht bereit, eine zweite Front im Stellvertreterkrieg zu eröffnen.

Sirenenalarm in Mitrovica (Kosovo):

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