Konjunkturmotor Deutschland kommt immer mehr ins Stottern

Der deutsche Konjunkturmotor gerät immer stärker ins Stottern. Das zeigen zwei wichtige Frühindikatoren der deutschen Wirtschaft, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden.

Seit Mai dieses Jahres befindet sich der ZEW-Konjunkturerwartungsindex, der vom hoch angesehenen Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim erhoben wird, im ungebremsten Sinkflug. Der Konjunkturerwartungsindex wird jeden Monat an Hand der Befragung von rund 300 Top-Managern und Analysten großer Industriefirmen, Banken und Versicherungen berechnet. Politiker haben dabei nichts zu melden. Er gilt unbestritten als „das“ Konjunkturbarometer, wenn es um die mittelfristige Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland geht.

Gegenüber Mai dieses Jahres hat sich der ZEW-Konjunkturerwartungsindex mehr als halbiert, von 84,4 auf nunmehr 40,4 Punkte. Das entspricht in etwa dem Wert, den dieser Frühindikator zuletzt Anfang November 2020 hatte, als Deutschlands Wirtschaft von der Politik in den Winter-Lockdown geschickt wurde.

Noch mehr Anlass zur Sorge bereitet die Entwicklung der Industrieproduktion. Der inflationsbereinigte Produktionsindex des Produzierenden Gewerbes, welches Industrie, Baugewerbe und Energiewirtschaft umfasst, ist zuletzt um -1,3% gesunken, so die Daten des Statistischen Bundesamtes Destatis in Wiesbaden. Dies zum dritten Mal in Folge, und mit zunehmender Tendenz. Besonders besorgniserregend ist, dass der Rückgang wiederum wesentlich stärker ausfiel, als offizielle Vorhersagen geweissagt hatten. Nach deren Berechnungen hätte es in den letzten drei Berichtszeiträumen ein Wachstum von jeweils 0,5% pro Monat geben sollen.

Der Optimismus, der im Frühjahr dank der Lockerungen der Corona-Beschränkungen aufkam, ist offenbar verflogen. Natürlich spielen hierbei auch zyklische Faktoren, wie beispielsweise Versorgungsengpässe bei Halbleiter-Chips, eine Rolle, unter denen besonders die Autoindustrie zu leiden hat. Aber Industrie und Wirtschaft blicken mit Sorgenfalten in die Zukunft. Nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten der kommenden Bundestagswahl und dem Drohgespenst neuer Covid-Zwangsmaßnahmen, an denen die deutsche Politik plötzlich wieder Gefallen zu finden scheint.

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