Was macht eigentlich der Erbfreund?

In Frankreich brennt seit Wochen nicht direkt die Hütte, aber zumindest die Mülltonne, weil Millionen von Franzosen jederlei Geschlechts in Zukunft gezwungen sein könnten, vor dem Einreichen ihres Rentenantrags arbeiten zu gehen (quel horreur). Auch mit den ganztägigen Mittagspausen ist vielleicht bald Schluss. Um derlei schlechten Nachrichten auszuweichen, hatte der Mössjöh aus dem Elysee sich in der letzten Woche zu einer Stippvisite beim Schmunzelmonster von Peking eingeladen.

Doch zuerst zu etwas ganz anderem. In einer Art ironischem Stoßseufzer und in seiner Funktion als intelligenter Mensch hatte der in Krautland symptomatisch missverstandene und unterschätzte C.S. Lewis bereits vor vielen Jahren bemerkt, dass die Brutalität der Räuberbarone ab und zu mal schläft und ihre Lust irgendwann gesättigt sein könnte – aber dass alle, die uns quälen, weil sie es gut mit uns meinen, niemals rasten noch ruhen, weil sie nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet sind.

In diesem Sinne hat uns Krautlands beliebtester Teilzeitphantast in einer Art ökopathischen Osterbotschaft – an den Wind und den Schaltkreis – gestern mal wieder auf den Kopf zu pinkeln versucht. Er brauchte nicht mal behaupten, dass es regnet, denn seine Fanbasis aus welken alz- äh: alternativen Fanatikern und deren Nachwuchs aus der Habeck-Jugend waren über eine Gehirnwäsche mit zweifelhaftem hygienischen Nutzen wie immer höchst dankbar.

Immerhin hat die politische Klientel der deutschen Ökopathie noch lange nicht durchschaut, dass sie nichts weiter als die nützlichen Idioten (m, w, d, x) einer milliardenschweren Industrielobby sind, deren Politik – abgesehen von persönlicher Bereicherung an der Spitze – auf nichts anderes als eine sinnlose Zerstörung der Lebensgrundlage von Abermillionen Menschen hinauslaufen wird; in Baden-Württemberg kommt die „grüne“ Weltuntergangssekte in Umfragen inzwischen auf 28%. Wie hieß es doch in der Image-Werbung des „Ländles“ einst so richtig – wir können alles, nur nicht denken?

Zu Weihnachten und Neujahr haben wir uns bereits daran gewöhnt, wann wir den Massenmedien besser eine wohlverdiente Ruhepause gönnen sollten, um nicht von den aufdringlichen rhetorischen Avancen der politischen Kaste behelligt zu werden. Doch im Stil eines Staubsaugervertreters rastete und ruhte der ökologisch-korrekte Räuberbaron (Lewis dixit) aus dem Bundesmärchenministerium nicht, bis er eine Lücke im Kalender gefunden hatte, die ihm für seine Person und deren Zwecke angenehm erschien: Ostern, der Geschenkanlass für Schokoeier und Plüschhasen.

Und deshalb kamen wir über die Feiertage in den fragwürdigen Genuss, Robert Habecks als Ostergruß getarnte Durchhalteparole in den inzwischen 280 Zeichen eines beliebten Kurznachrichtendienstes zu finden. Bestimmt war der Kinderbuchautor sehr stolz über das Ei, das er da gelegte hatte, auch wenn es wie viele seiner PR-Eier schmutzig und verdorben war.

Und damit zurück zu weit weltbewegenderen Entwicklungen. Auf seiner Staatsvisite in der VR China musste sich Emanuel Macron – als Beautymodel eine Star-Besetzung für die Rolle des französischen Staatspräsidenten – von Xi Jinping – einer der letzten Staatschefs der Erde, der sich noch immer den Luxus der Intelligenz gönnen kann – die Ohren langziehen lassen; immerhin stand auch in Krankreich das Hasenfest vor der Tür.

Das geschah vor folgendem Hintergrund: Herr Xi von der KP Chinas war erst unlängst mit einer vergleichsweise vernünftigen und belastbaren Friedensoffensive zur Beendigung des Ukraine-Krieges in Vorlage gegangen. Aber statt sich mit den Pekinger Gedanken konstruktiv zu beschäftigen, fand man es damals im Elysee wichtiger, sich die Fingernägel zu feilen und die Hornhaut von den Fußsohlen entfernen zu lassen.

Zwei Monate später fiel der Teppichetage in Washington dann auf, dass man als selbsternannter Wertewesten derzeit über keinen nennenswerten Ansprechpartner für jedwede diplomatische Offerte vis-à-vis Putin verfügt. Was lag da näher als den Mössjöh aus dem Elysee gen Osten zu beordern – in eine Parfümwolke gehüllt und wie von Hand in seinen engsten, Figur betontesten „Slim-Line“ Anzug genäht? Et voilà, wie der Froschfresser sagt.

Doch ach, das politische Peking war von der präsidialen Blüte der Grande Nation weit weniger begeistert als diese von sich selbst. Herr Xi, der sich den zuhause schwer unter Beschuss stehenden Mössjöh in der Gemütlichkeit einer gut funktionierenden asiatischen Tyrannei vorführen ließ, schenkte ihm zum Abschied gerade so viel Strick, dass er sich daran aufhängen kann.

Denn nachdem Herr Xi und sein wie gesagt ziemlich vernünftiger Friedensvorschlag vom kollektiven Westen nach Leibeskräften ignoriert worden war – eine beliebte deutsche Kriegstreiberin hatte ihn vermutlich noch nicht mal gelesen (was ihrem Staatsvolk eine weitere Blamage vermutlich ersparte) – schnappte die chinesische Fingerfalle zu: Die bezeichnenden Konstruktionsfehler der europäischen Sicherheitsarchitektur, so Xi, seien nicht sein Problem, aber wenn Monsieur Macron seinerseits mal einen Friedensvorschlag zur Lösung des Ukraine-Krieges unterbreiten könnte, würde die VR China diesen womöglich unterstützen. Touché, Monsieur. So kommt man also aus dem China-Urlaub mit einem Problem mehr zurück.

Meine Damen und Herren – Robert Habeck, Emanuel Macron, ganz egal wie diese Leute heißen: Wenn es so wirkt, als ob das Amateure sind, dann ist das auch so. Als Fußball-Kreisligist würde man doch auch nicht auf die Idee kommen, in der Bundesliga zu spielen. Schlimm wird es nur, wenn man es trotzdem versucht. Wenn man meint, man könnte sich in die Erste oder Zweite Liga hochbumsen, indem man hier ein wenig foult, dort ein wenig holzt und ab und zu eine Blutgrätsche riskiert.

Der rhetorische Kurssturz westlicher Symbolpolitik ist so haltlos geworden, dass sie außerhalb der polit-medialen Kaste nicht mal mehr als Tugendausweis funktioniert. Mit anderen Worten: Wenn man sich wie Xi oder Putin seit Jahren und Jahrzehnten an der Macht (und nicht nur im Amt) befindet, hat man einiges kommen und gehen gesehen (vor allem letzteres). In ihrer Funktion als HM The Queen konnte Elizabeth II das politische Tagesgeschäft mit der Ruhe und dem Abstand betrachten, das einem nur das Denken in langen historischen Epochen beschert. Das ist ein Luxus, den westliche Politiker heute höchstens ausnahmsweise genießen, bevor sie auf Geheiß ihrer Auftraggeber aus der sogenannten Davos-Elite eine neue Sau durch Dorf scheuchen sollen. Kein Wunder, dass der Überdruss mit dieser Form politischer Repräsentation weltweit im Anstieg begriffen ist.

Ramiro Fulano / https://haolam.de/artikel/Europa/55301/Was-macht-eigentlich-der-Erbfreund.html