Schwuler französischer Muslim, der nach seinem Tod nicht im muslimischen Ritus beerdigt werden wollte, löst in Frankreich eine juristische Kontroverse aus

Am 8. Juli erlitt Karim S. einen Schlaganfall, als er sich auf der Toilette des Flughafens Orly aufhielt. Der 50-Jährige war Kabinenchef bei der Fluggesellschaft Corsair und befand sich auf dem Rückflug nach Barcelona, wo er mit seinem Lebensgefährten Toni lebte. Karim war Franzose, zahlte aber seine Steuern in Spanien und hatte den Kontakt zu seiner Familie schon vor langer Zeit abgebrochen. Dennoch wandte sich die französische Justiz nach seinem Tod an sie und löste damit ein Justizwirrwarr aus, über das Slate berichtet.

In der Stadt lebten Karim und Toni unter der Rechtsform “pareja de hecho” – das Äquivalent zum Ehevertrag in Frankreich, aber nicht dessen rechtliches Gegenstück. Als die französischen Behörden seine Leiche entdeckten, gingen sie davon aus, dass Karim ledig war, und kontaktierten seine Familie. Die muslimische Familie erklärte sich bereit, den Leichnam zu übernehmen und ihn nach islamischem Ritus zu beerdigen.

Das Problem war, dass Karim sich laut Toni und seinen Bekannten überhaupt nicht als Muslim bezeichnete. Seine Sexualität hatte ihn sogar dazu veranlasst, den Kontakt zu seiner Familie abzubrechen, in der sie als “Schande” empfunden wurde. Im Gegenteil, der 50-Jährige hatte sogar den Wunsch geäußert, eingeäschert zu werden – diesen Wunsch hatte er jedoch nie offiziell geäußert. Daraufhin wandten sich Toni und seine Anwälte an die französischen Behörden und verlangten, mit Karims sterblichen Überresten betraut zu werden.

Die Anwälte Del Barco und Garre, die von Slate kontaktiert wurden, sind der Ansicht, dass “dies aus Sicht des spanischen und des europäischen Rechts eine Verletzung der Grundfreiheiten darstellt und dass ihre Kontakte zu Frankreich bestenfalls von Gleichgültigkeit, schlimmstenfalls von Obstruktionsabsichten geprägt sind”. Die beiden Anwälte erklärten sogar, dass sie noch immer keine Sterbeurkunde von Karim erhalten hätten: In den Augen der spanischen Justiz ist Karim also noch am Leben. Bis zur Klärung der Angelegenheit liegt sein Leichnam in einem französischen Leichenschauhaus.