Gern möchte ich aus diesem Albtraum erwachen, ihn abschütteln und erleichtert feststellen, dass mich die Realität wieder hat. Aber nein, es ist kein Albtraum, es ist Realität, was die deutschen „Eliten“ in den letzten Tagen an Hass und Hetze gegen Ungarn verbreitet haben. In aller Öffentlichkeit, ganz schamlos und ausgerechnet im Namen von Toleranz und Vielfalt.
Anlass ist ein ungarisches Gesetz, das die Wenigsten, die sich öffentlich echauffiert haben und sich vor moralischer Entrüstung nicht einkriegen konnten, offensichtlich nicht gekannt haben. Darin ging es um “Änderungen von einigen Gesetzen zum strengeren Vorgehen gegenüber pädophilen Kriminellen sowie im Interesse des Kinderschutzes”.
In der deutschen Propaganda heißt es, damit hätten die Ungarn die LGBTQ-Community diskriminiert. Wieso ist der Versuch, Kinder und Jugendliche vor kriminellen Praktiken zu schützen, eine Diskriminierung? Diese Frage bleibt von den empörten Moralisierern unbeantwortet. Es geht ihnen nicht um eine Diskussion, sondern um Diffamierung. Dabei sind die weltoffenen Toleranten keineswegs zimperlich. Statt sich mit den Gesetzgebern auseinanderzusetzen, diffamieren sie ein ganzes Volk.
In Deutschland ist für Ausländerfeinde kein Platz? Im Prinzip ja, aber wenn es gegen die „richtigen“ Ausländer geht, dann gilt dieser gute Grundsatz nicht. Da wird sogar von Politik und Medien in unheimlicher Einigkeit zu Ausländerfeindschaft aufgerufen.
Nachdem die UEFA der vom moralischen Hochmut diktierten Idee, die Münchner Fußballarena während des Länderspiels Ungarn-Deutschland in den Regenbogenfarben auszuleuchten, einen Riegel vorgeschoben hat, forderten Politiker und Journalisten die Fußballfans auf, mit Regenbogenfahnen ins Stadion zu ziehen. Wenn man schon nicht staatlicherseits den Ungarn zeigen konnte, wo der tolerante Hammer hängt, sollten es die Fans tun. Dafür wurden Regenbogenfahnen vom DFB vor dem Stadion verteilt. Zum Glück war die Mehrheit klüger als die politisch-moralischen Einheizer und erschienen mit Deutschlandfahnen.
Einen an Peinlichkeit schwer zu überbietenden Auftritt legte Ministerpräsident Söder hin, der mit Regenbogen-Maske auflief. Auch Mannschaftskapitän Manuel Neuer trug wieder seine Regenbogenbinde. Ob dieser gratismutige Held das auch bei der Fußballweltmeisterschaft in Katar tun wird, wo anders als in Ungarn, Homosexualität mit Gefängnis bestraft wird? Ob Söder Während der WM in Katar die Regenbogenmaske aufsetzt und die Regenbogenflagge auf dem Dach der Staatskanzlei aufziehen lässt, um gegen die Verfolgung von Homosexuellen im Golfstaat zu protestieren? Ich bin sicher, dass die Antwort Nein lautet. Wie glaubwürdig ist aber dann sein Engagement?
Nicht nur peinlich, sondern schändlich waren die Pfiffe aufgehetzter Fußballfans beim Abspielen der ungarischen Nationalhymne.
Beschleicht die Politiker, Funktionäre, Journalisten und ihre willigen Helfer, die sich für ihre Hetze gegen Ungarn feiern, wirklich nicht der leiseste Zweifel ob der Ähnlichkeit ihrer Aktionen mit solchen aus den finstersten Zeiten der Geschichte unseres Landes?
Mir jedenfalls wird schlecht bei solchen Bildern, wie es sie nie wieder in Deutschland hätte geben dürfen.
Woher kommt dieser zügellose Hass gegen Ungarn, gegen das Land, das eine führende Rolle bei der Beendigung des Kalten Krieges und des Sozialistischen Experiments gespielt hat?
Ist es das Ressentiment der deutschen Eliten, denen Demokratie von den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs anerzogen werden musste gegen alle, die sich aus eigener Kraft aus einer Diktatur befreit haben? Ist es der Hass von Möchtegern-Revolutionären, die im revolutionären Gewäsch steckengeblieben sind und am Ende Stützen und Profiteuere des von ihnen erfolglos bekämpften Systems geworden sind, gegen die wahren Revolutionäre von 1989/90? Ist es der wieder auferstandene Hochmut der deutschen Eliten, die, wenn sie nicht die ganze Welt beherrschen können, wenigstens die moralische Weltherrschaft beanspruchen? Die Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit, ja Vernichtungswut, die aus solchen Aktionen wie dem Regenbogenfeldzug gegen Ungarn zum Vorschein kommen, hat Deutschland schon einmal in seiner Geschichte isoliert und in den Abgrund getrieben. Der Dichter Bertold brecht mahnte: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Leider hat er immer noch recht.
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