Jean Marie le Pen ist tot

(Jean Marie Le Pen: staffpresi_esjCC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

Der Gründer des Front National verstarb heute im Alter von 96 Jahren. Er konnte auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Die Beziehung zu seiner Tochter Marine konnte er nicht mehr heilen.

Der im Jahr 1928 geborene Le Pen erlebte den Zusammenbruch der korrupten Dritten Republik unter dem deutschen Vormarsch als Jugendlicher. Im Alter von 26 Jahren trat er den Fallschirmjägern bei. Dort erlebte er die französische Niederlage in Vietnam und das demütigende Suez-Abenteuer, bei dem Frankreich und Großbritannien von den beiden Supermächten zum Abzug gezwungen wurden.

1956 zum Abgeordneten gewählt, unterbrach er sein Mandat, um im Algerienkrieg zu kämpfen. Der Abzug Frankreichs aus Algerien lieferte einen der beiden Grundsteine für den 1972 gegründeten Front National. Die Pieds-Noirs, die 1,4 Millionen von Algerien vertriebenen französischen Siedler, konnten sich nicht in den damals die französische Rechte beherrschenden Gaullismus einfügen. De Gaulle hatte Algerien schließlich aufgegeben.

Der zweite Grundstein, der ebenfalls mit dem Personenkult um De Gaulle nicht warm werden konnte, waren diejenigen, die von der Résistance und den Massensäuberungen nach dem Einmarsch der Alliierten entweder selbst geschädigt wurden oder Angehörige verloren hatten. Oft handelte es sich bei den als Kollaborateuren Verurteilten oder schlicht Ermordeten um normale Beamte, die ihren Dienst nach Kriegsrecht auch unter der Besatzung oder unter der Regierung von Vichy weiterführten.

Frankreichs komplexe Geschichte im Zweiten Weltkrieg und die Brutalität der stark von kommunistischen Verbänden geprägten Résistance schufen lange vor der Masseneinwanderung ein Milieu, das für rechte Politik ansprechbar war.

Dies führte zu dem bis heute bemerkbaren Vorsprung des inzwischen umbenannten Front National gegenüber den meisten anderen europäischen Rechtsparteien. Die FPÖ ist hier eine seltene Ausnahme.

Le Pen konnte in den Präsidentschaftswahlen von 1988 bis 2007 regelmäßig zweistellige Ergebnisse für sich verbuchen – zu einer Zeit, als in der Bundesrepublik jede rechte Partei an der Fünfprozenthürde scheiterte. Das Wegsterben der Kriegsgeneration und der Algerienvertriebenen führte aber auch zu einem drastischen Generationenwechsel, der im Konflikt zwischen Jean-Marie Le Pen und seiner Tochter Marine gipfelte. Diese wollte mit einer als „Dédiabolisation“ bezeichneten Strategie die Partei in den moderat rechtspopulistischen Rassemblement National von heute umwandeln. Dazu ließ sie 2015 ihren eigenen Vater aus der Partei ausschließen. Jean-Marie riet ihr, wieder zu heiraten, damit sie nicht mehr seinen Namen trage.

Das Urgestein der französischen Rechten verstarb heute, am 7. Januar 2025, in Garches, in der Nähe von Paris.

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