Unseredemokraten und ihre braune Brille

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Anlässlich der Landtagswahlen in zwei ostdeutschen Bundesländern, die wie nicht anders zu erwarten in einem Misserfolg für das Berliner Regime endeten, zeigt sich wieder einmal, wie zweckdienlich verzerrt die Wahrnehmung der politischen Realität im besten Gagaland aller Zeiten inzwischen ist.

Meine Damen und Herren, Thüringen und Sachsen haben gewählt und beim linksalternativen Nationalpopulismus – also der politischen Gemengelage zwischen Hendrik Wüst und Saskia Esken – wird das politisch-korrekte Riechsalz knapp.

Zwischen 56 und 62 % der Wählerinnen und Wähler haben jeweils für eine Mitte-Rechts-Regierung votiert und auf der äußersten Naht werden die Partei-Offerten links der Mitte nun in ein politisches Korsett genäht, das die nächsten fünf Jahre überdauern soll und bereits jetzt aus den Säumen platzt – und das auch noch im Namen von „Unseredemokratie“.  

Der deutsche Staats- und Regierungsfunk beeilte sich noch am Wahlabend, ein Drittel aller abgegebenen Stimmen für undemokratisch zu erklären: Alles, was Bodo Ramelow nicht passt (und das ist derzeit einiges) wurde von der ARD zum Staatsfeind erklärt. Aber das Geld dieser Leute nimmt man beim fürstlich besoldeten Gebührenfernsehen trotzdem gerne, oder?

Wenn aber ein Drittel der Stimmen – und damit der Wählerinnen und Wähler – undemokratisch sein soll und die Machtübergabe an die AfD somit unmittelbar vor der Tür steht – warum macht Unser Olaf dann nichts weiter als sich hinterm Sofas zu verstecken, liebe SPD?

Die postdemokratische Beliebigkeit

„Unseredemokraten“ jedweder Couleur sind gezwungen, noch näher zusammenzurücken, um ihren Platz an den Fleischtöpfen Thüringens und Sachsens zu verteidigen. Einfalt im Namen der Vielfalt – alle inhaltlichen Unterschiede zählen nichts, solange die „gesichert rechtsextreme“ AfD verhindert bleibt. Damit der Regelbetrieb der staatstragenden Politik sich und anderen weiterhin einreden kann, dass die politischen Wünsche eines knappen Drittels aller Wählerinnen und Wähler getrost ignoriert werden können.

In beiden Bundesländern zeichnen sich nun Koalitionen von CDU, BSW und weiteren Kräften aus dem angeblich „demokratischen“ Spektrum ab – also entweder mit der deutschen Sozialkleptokratie, der olivgrünen Kriegstreibersekte Bü90/Grüne, der SED-Nachfolgeorganisation „Die Linke“ oder allen dreien zusammen.  

Womit sich jedweder „demokratische“ Konsens zukünftiger Regierungskoalitionen im besten Gagaland aller Zeiten nur noch durch ein erhebliches Maß an Komplexitätsreduktion und Einigung auf die kleinsten gemeinsamen Nenner herstellen lässt.

Oder mit anderen Worten: durch einfache Antworten auf schwierige Fragen – und damit durch genau das, was „Unseredemokraten“ der AfD nur zu gerne vorwerfen.

Die braune Brille

Aber die Doppelmoral der politischen Kaste in Parteien, Medien und Staat geht darüber hinaus. Denn wer nur einen Hammer hat, für den sieht alles aus, als wär’s ein Nagel. Umgekehrt sieht natürlich auch alles aus als wär’s ein Hammer, wenn man oder frau sich wie ein Nagel fühlt.

Bei Unseredemokraten wird aus beidem zusammen die schlechteste aller möglichen Welten: Als Täter*innen eines neuartigen, aber politisch-korrekten, Totalitarismus fühlen sie sich vom Faschismus verfolgt, wann immer etwas ihre Gefühle verletzt oder ihren ideologischen Katechismus in Frage stellt.

Ihre wichtigste Waffe im Kampf um die moralische Lufthoheit: die braune Brille, die eine ebenso politisch zweckdienliche wie selbstverliebte Trennung zwischen „uns“ (= die Guten) und „den Anderen“ (= die Bösen) vorgaukelt. Ihr greifbarstes Resultat: berühmt-berüchtigte „Brandmauer“, die derzeit mitten durch die CDU verläuft.

Archäologie einer Fehlbildung

Viel spricht dafür, dass die braune Brille der linksalternativ gleichgeschalteten Einheitsmeinung weniger dem analytischen Erkenntnisgewinn, sondern vor allem der propagandistischen, aber auch der karrieristischen Opportunität dienen soll.

Dabei wäre zunächst einmal bemerkenswert, dass auch im Parteiensystem der Weimarer Republik nicht alles rechts der Mitte automatisch „rechtsextrem“ war. Rechts des Zentrums – also der Vorgängerorganisation der deutschen Christdemagogie – war im Reichstag Platz für mindestens vier bis fünf größere und fast noch mal so viele kleinere Parteien.

Aber auf Wunsch der alliierten Militärregierungen, die in den drei Westzonen für die Durchführung der ersten freien Wahlen nach 1945, vor allem aber für die Zulassung der erforderlichen Parteien zuständig waren (offene Listen erschienen aus naheliegenden Gründen denkbar ungeeignet für die postfaschistische politische Willensbildung), entfiel in der späteren BRD das politische Spektrum rechts der Mitte – also des Zentrums bzw. der DDP, Vorgängerin der ehemaligen FDP.

Derart von historischem Ballast befreit, sollte Bonn es nun wagen, seinen Platz unter den demokratischen Nationen einzunehmen. Wenngleich bei sorgfältiger Betrachtung klar sein müsste, dass die Grundannahme, auf der die Parteienlandschaft der Nachkriegsjahre fußte, an Selbstgefälligkeit kaum zu überbieten war:

  • Zum einen war bereits vor 1945 bekannt, dass das viel besungene Proletariat in seiner Funktion als „Klasse des revolutionären Bewusstseins“ – oder in aktuellem Deutsch: als Wählerschaft von SPD und Grünen – sehr anfällig war für die zweifelhaften Verlockungen des „anderen Links“, also des deutschen National-Sozialismus.
  • Und zum anderen waren beileibe nicht alle politischen Klienten und Akteure des Nationalsozialismus zwischen 1939 und 1945 auf der Strecke geblieben – im Gegenteil: Die meisten von ihnen saßen bereits wieder fest im Sattel der neuen sozialen und wirtschaftlichen Funktionseliten von „Unseredemokratie“ in der Ex-BRD.

Nicht alle, die heutzutage nur zu gerne mit nacktem Finger auf angezogene Leute zeigen, verstehen sich als Hüter und Erben dieser Entwicklung. Aber wenn es genügt, immer denselben Unsinn von „Unseredemokratie“ vs. „Rechtsextremismus“ nachzuplappern, müssen sie das auch nicht. Im Gegenteil: Unwissen hilft auch in diesem Fall, sich auf Kosten der Wahrheit rhetorisch zu bedienen.

Von Gesellschaftsform und Denkform

Viel spricht dafür, dass die zunehmende Wahrnehmung von Rechtsextremismus nicht allein der objektiven Wirklichkeit geschuldet ist, sondern nicht zuletzt politischen und persönlichen Nutzenerwartungen unterliegt.

Immerhin können „Unseredemokraten“ jederlei Geschlechts, die im Fall der AfD das Gras wachsen hören, plötzlich keinerlei Faschismus entdecken, sobald er ihnen in den Dimensionen eines Reichsparteitages entgegenmarschiert – etwa in Form der ukrainischen Bandera-Fans mit einem Faible für mehr als nur verfassungsfeindliche Tätowierungen auf den Unterarmen. Leute, die ein völlig unironisches Verhältnis zu den Jahren zwischen 1933 bis 1945 pflegen und die tatsächlich meinen, was sie sagen, wenn sie Russland vernichten wollen.

Doch während die eklatante neofaschistische Wiederbetätigung etwa des Kiewer Regimes im linksalternativen Establishment nach Kräften ignoriert, oder höchstens als leicht verunglückte landestypische Folklore thematisiert und damit diskursiv durchgewunken wird, steht das beste Gagaland aller Zeiten wochenlang im „K(r)ampf gegen rechts“, wenn auf einem Geheimtreffen, das keins war, ein Wort gefallen sein soll, das sonst nur Saskia Esken (SPD) und die Spitzen der Berliner Hampel-Regierung benutzen dürfen.

Merke: Eine der dringendsten innenpolitischen Aufgaben der Gegenwart – eine am Nutzen fürs Allgemeinwohl orientierte Einwanderungspolitik sowie eine zweckdienliche Anwendung bereits bestehender Gesetze – dürfen nur „Unseredemokraten“ thematisieren. Denn allein sie machen das nicht aus niederen Beweggründen – sondern ausschließlich, um die Vergesslichkeit ihrer Klientel für politische und persönliche Zwecke auszunutzen.

Nicht logisch, sondern psychologisch

Unter der braunen Brille ist somit jeder Versuch zu verstehen, den historischen Faschismus für politische und persönliche Zwecke zu missbrauchen. Diese selbstgefällige Politisierung der deutschen Geschichte und ihre Instrumentalisierung zum eigenen Nutzen trägt selbst faschistoide Züge.

Viel spricht dafür, dass das historische Erbe des Faschismus auch heute noch auf der sogenannten deutschen Seele lastet. Vor allem in der ehemaligen BRD hat die tonangebende Öffentlichkeit gelernt, wie sie mit ein paar simplen rhetorischen Tricks maximalen Abstand zwischen sich und ihrer Identität herbeizwingen kann und ihr Problem auf Kosten Dritter „entsorgt“.

Das wäre lediglich als menschliche Schwäche von Belang, wenn es nicht mit dem Anspruch geschähe, aus der Geschichte gelernt zu haben und nun eine Art Vorbild für eine „gelungene“ Vergangenheitsbewältigung darzustellen. Die ostdeutschen Bundesländer profitieren hier bis heute von einer Aufarbeitung, die zwar mindestens genauso ideologisch wie die westdeutsche war, dafür aber auch um einiges rigoroser.

Doch es genügt eben nicht, sich als „Europäer“ zu bezeichnen, wenn man nach seiner Herkunft gefragt wird. Und auch die bemühte, dabei stets etwas herablassende Jovialität und Bonhomie im Verkehr mit „meinem Gemüsehändler“ und „unserem Italiener“ unterstreicht höchstens, wie angstvoll und verkrampft der Umgang mit der eigenen Identität im besten Gagaland aller Zeiten auch drei Generationen nach dem bislang größtmöglichen Menschheitsverbrechen, also dem Holocaust, bis heute geblieben ist.

Die Lehre aus einem historischen Geschehen, das Aufklärung auf vielerlei Ebenen verlangt, wäre naturgemäß etwas anspruchsvoller als der Versuch einer Wiedergutmachung, die tatsächlich unmöglich ist, weil diejenigen, an denen etwas wiedergutzumachen wäre, spätestens seit 1945 nicht mehr am Leben sind (Gershon Sholem dixit). Gerade die selbsternannten „Eliten“ in Parteien, Medien und Staat sind indes auch mit wenig zufrieden, sofern sich daraus Deutungsmacht für sie ableiten lässt.

Dennoch schmerzt die durch die Zeit gesetzte Grenze das sensible Ego der ach so uffjeklärten Milieus, macht sie ihnen doch ihre Impotenz bewusst. Diese narzisstische Kränkung (da steht narzisstisch, nicht nazistisch, liebe Annalena) zwingt in einen Konflikt, der offenbar nicht sinnvoll gelöst werden kann. Sondern dazu führt, dass von nun an überall Opfer identifiziert werden, die vor einem – manchmal tatsächlichen, in der Regel aber bloß zweckdienlich unterstellten – Neo-Faschismus geschützt werden müssen.

Je schlimmer, desto besser?

Das westdeutsche, linksalternativ sozialisierte Staatsvolk will auch heute noch jenen Juden retten, den seine Großelterngeneration eben nicht im Schrank versteckt hat. In Ermangelung echter Juden – die auf derlei selbstgefällige Tugendbekundungen nicht zuletzt dank eines jüdischen Staates verzichten können – versorgt sich das ach so uffjeklärte Milieu in Gesellschaft und Staat mit Ersatzjuden entsprechend der postmodernen Opferhierarchie. Nicht allein, um ihnen zu helfen, sondern vor allem, um sich und andere von der eigenen Tugendhaftigkeit zu überzeugen.

Die Aporien und Selbstwidersprüche, die das ungeschickt – vielleicht aber auch zweckdienlich – fehlverarbeitete historische Trauma erzeugt, sind vielfältig. Ein aktuelles Beispiel wäre die Stadt Solingen. Hier hat man über viele Jahre versucht, sich von einer historischen Kollektivschuld, die von politisch interessierten Stellen herbeigeredet wurde, reinzuwaschen, indem man auf Kosten der Allgemeinheit eine radikalislamistische Terrormiliz herangezüchtet hat.

Diese wiederum hatte es auch auf jene realexistierende Zivilgesellschaft abgesehen, die sie all die Jahre durchgefüttert hat. Und nicht allein das: Die selbsternannte Klingenstadt hat sich darauf auch noch etwas eingebildet und es als Zeichen ihrer „Vielfalt“ und „Toleranz“ präsentiert.

Auch in diesem Fall war einigen Opfern der braunen Brille, also der politisch-korrekten, symptomatisch irregeleiteten Vergangenheitsbewältigung, auch mit modernster Rettungstechnik leider nicht mehr zu helfen.

Und noch einmal zu Gesellschaftsform und Denkform

Das falsch – dabei aber zweckdienlich – verarbeitete historische Trauma ermöglicht einfache Antworten auf schwierige Fragen. Es dient nicht nur der Komplexitätsreduktion und Selbstvergewisserung. Sondern auch dem persönlichen Vorankommen in einem gesellschaftlichen Mainstream, der genau diese Form der Selbst- und Fremdzurichtung verlangt.

Denn was ist im besten Gagaland aller Zeiten nicht alles rechtsextrem, soll heißen „nazimäßig“ oder „faschistisch“! Alles, außer der wirklichen Wiederbetätigung, wie sie etwa in den bereits erwähnten Bataillonen der Bandera-Jünger geschieht. Die Antwort auf jedes Problem, das sich nicht mit dem Hinweis auf Climate Change oder Rassismus aus der Welt schreien lässt, ist ein verstörendes, hysterisches Hi-Hi-Hi-Hitler-Gekreische der tonangebenden Milieus, deren „gelebter“ Antifaschismus oft mehr als ihm lieb sein sollte mit dem gemein hat, was er angeblich bekämpfen möchte.

Endstation dieser Entwicklung: Staatsclown Böhmermann als Bundeskanzler mit El Hotzo als Steinmeier. Spätestens dann ist das beste Gagaland aller Zeiten da angekommen, wo die Ukraine vor zweieinhalb Jahren stand.

Der Hitler, den sie überall zu sehen meinen, wohnt bei ihnen mietfrei im Kopf. Und deshalb entspringt der linksalternativ wahrgenommene Faschismus nicht immer, aber immer öfter dem Auge der Betrachtenden.  

Fazit

Was das rotzgrüne Einbildungsbürgertum aus seiner Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte kennen und schätzen gelernt hat, ist die Leichtigkeit, mit der man und frau sich auf dem noch immer halbwegs freien Markt der Ansichten und Meinungen durchsetzen kann, wenn man bloß laut genug „Hitler“ ruft: Musk ist Hitler, Trump ist Hitler, Milei ist Hitler, Putin ist Hitler, Höcke ist Hitler – alles, was der linksalternative Nationalpopulismus nicht versteht (und das ist leider furchtbar viel) ist „Hitler“ – und das auch noch „buchstäblich“. Eine Relativierung und Verharmlosung des Holocausts ohne Ende.

Außerhalb einer soziologisch eng umgrenzten Gruppe funktioniert das zunehmend schlechter, sodass der linksalternative Nationalpopulismus einer gewissenhaften Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte inzwischen einen Bärendienst erweist. Das macht er allein in seinen kurzfristigen Interessen:

  • Deutungshoheit erlangen und behalten
    „Unseredemokraten“ in Parteien, Medien und Staat haben nicht allein gelernt, Themensetzung und Einordnung des Geschehens zu kontrollieren, indem sie den historischen Faschismus instrumentalisieren. Sondern auch, wie sie Themen durch irreführende Kontextualisierung von der Tagesordnung verschwinden lassen.
  • Die Gesellschaft als Geisel, der Staat als Beute
    Die Wahrnehmung „alle Hitler außer mir“ dient nicht zuletzt dazu, um sich selbst als „Antifaschist*in“ zu vergewissern und einen Platz an der Spitze der rotzgrünen Hackordnung zu erobern – ironischerweise, indem sie in der politischen Auseinandersetzung zum Einsatz ideologischer und praktischer Mittel führt, die durchaus dem entsprechen, was im historischen Faschismus gang und gäbe war.

Die narzisstische (dito) Selbstvergewisserung, die der linksalternative Nationalpopulismus mit seinen Tugendinszenierungen betreiben möchte – in denen sich schon wieder gegenseitig die Persil-Scheine ausgestellt werden – ist dabei vor allem als Selbstauskunft relevant.

Als Selbstinszenierung, in der sich „Unseredemokraten“ zur Kenntlichkeit entstellen und als das offenbaren, was sie sind. Nämlich Personen jederlei Geschlechts, die vieles aus der deutschen Geschichte gelernt haben, das Wesentliche daran aber zweckdienlich „vergessen“ möchten: Dass die Kapitel von 1933 bis 1945 nicht als Vorbild, sondern als abschreckendes Beispiel gemeint sind.

Unseredemokraten und ihre braune Brille (haolam.de) / Ramiro Fulano

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