Die Meinungsforscherin Sabine B. und ihr Institut Reserach Affairs stehen im Mittelpunkt der ÖVP-Inseratenaffäre. Neben B. werden unter anderen Ex-Kanzler Sebastian Kurz samt engsten Mitarbeitern und die ebenfalls im Umfragengeschäft tätige Ex-Familienministerin Sophie Karmasin (alle ÖVP) als Beschuldigte geführt. Vor B. zittern ihre Mitbeschuldigten, zumal sie sich – offenbar während ihrer kurzfristigen Inhaftierung wegen Verdunkelungsgefahr – als Kronzeugin angeboten haben dürfte.
Gleichklang zwischen Umfragen und ÖVP-Forderungen
Zwischen B.s Umfragen und den Ideen der türkisen Volkspartei gab es jahrelang einen beachtlichen Gleichklang. Was auch immer die ÖVP vorschlug, fand in B.s Umfragen begeisterte Unterstützung durch die Bürger. Und wenn nicht, dann sollen die Zahlen frisiert worden sein, behauptet die Staatsanwaltschaft. Und zahlen durfte dieses Schmierentheater laut Ermittlungen der Steuerzahler, denn das Finanzministerium soll die ebenfalls frisierten Rechnungen beglichen haben. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Erste Umfrage über Corona kam von B.
Doch Sabine B. arbeitete nicht nur für das Finanzministerium und für den Österreich-Medienkonzern, für den sie regelmäßig Wahlumfragen erstellte, sondern führte auch Eigenstudien durch. Zum Beispiel im Jänner 2020, als das Coronavirus den Österreichern zwar aus Medienberichten bekannt, in Österreich aber noch lange nicht aufgetreten war.
Die Ergebnisse dieser Studie sind wegweisend für die Hysterie, die insbesondere der nun gemeinsam mit B. beschuldigte Sebastian Kurz spätestens ab Mitte März – dem Zeitpunkt des ersten Lockdowns – an den Tag legte. Und das obwohl die ausgesprochen nichtssagend sind und auch nur mit einem sehr kleinen Sample (500 Personen zwischen 16 und 69 Jahren) ausschließlich online erhoben wurden. B. selbst kommentierte sie in einer Presseaussendung jedoch mit dem bedeutungsschwangeren Satz:
Die Umfrage zeigt, dass dieses Thema der Bevölkerung sehr nahe geht.
Ergebnisse über Angst vor Corona überspitzt
„43% der ÖsterreicherInnen machen sich Gedanken darüber, vom Coronavirus angesteckt zu werden“, lautet einer der plakative, von B. gezogenen Schlüsse. In Wahrheit machten sich nur 7 Prozent starke Gedanken, weitere 36 Prozent nur „etwas Gedanken“.
„Der (sic!) Coronavirus beeinflusst das Verhalten der ÖsterreicherInnen. Von der Politik erwartet man klare Maßnahmen“, lautet ein weiterer Schluss, wobei nur wenige Befragte tatsächlich angaben, aufgrund der Medienberichte Menschenansammlungen oder öffentliche Verkehrsmittel zu meiden.
Erwartungen an die Politik – aber welche?
Hoch war die Zustimmung nur zu der Aussage, dass man in den Medien Berichte über Corona verfolge und zu der recht allgemein formulierten Aufforderung an die Politik, Österreich zu schützen. „Ich erwarte mir von der Politik rasche Maßnahmen, um Österreich vor dem Coronavirus zu schützen.“ – Diesem banalen Satz stimmten 41 Prozent sehr und weitere 41 Prozent eher zu. Kein Wunder: Wer erwartet sich schon, dass die Politik angesichts möglicher Bedrohungen schläft?
Verzerrtes Stimmungsbild als Ansporn für Corona-Geiselhaft?
Für die türkise Familie und ihre grünen Koalitionspartner dürfte diese Umfrage, über die Medien breit berichteten (etwa hier oder hier), Anlass genug zu sein, um – beginnend mit einem harten, in weiten Teilen verfassungswidrigen Lockdown – das ganze Land in eine Corona-Geiselhaft zu nehmen, die heute mit dem 3G-Zwang am Arbeitsplatz einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Dass das die „raschen Maßnahmen“ waren, die sich die von Sabine B. im Jänner 2020 befragten Bürger wünschten, darf bezweifelt werden.