
Foto: Screenshot / ORF ON
Peter Handke, 2019 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, liebt offensichtlich den Gegenwind. Der gebürtige Kärntner Schriftsteller, der jetzt in der Nähe von Paris in Frankreich lebt, passt so gar nicht in die linke Meinungsdiktatur.
“Mach nur, mach nur. Wir unterstützen dich”
Der 83-Jährige sagte Anfang April der Neuen Zürcher Zeitung wortwörtlich:
Ich bin sicher, dass in Europa – man darf ja nicht darüber reden – ein Frieden möglich gewesen wäre, lange vor dem Krieg wäre eine Einigung in der Ukraine möglich gewesen. Ich hasse mich selber dafür, wenn ich sage „ich bin sicher“, aber ich bin sicher, dass die Europäer Selenskyj zum Krieg ermuntert haben: „Mach nur, mach nur. Wir unterstützen dich“. Und wofür? Selenskyj opfert sein Volk, die haben alle genug. Es ist ein furchtbares Leid, das Volk leidet.
Zudem solle man gleich die Vereinten Nationen abschaffen, denn die hätten nichts mehr zu sagen.
Es war kein Völkermord, es war Brudermord
Interessant anzusehen war gestern, Montag, auch ein Interview mit Peter Handke im ORF-“Kulturmontag”. Auch dort wollte der Mann, der nach eigenen Angaben gerne Gegenwind hat („weil es gut für die Haut ist“) keine für Schriftsteller zu erwartenden Antworten geben. Auf die Frage, warum er den Völkermord in Srebrenica im heutigen Bosnien-Herzegowina nicht anerkannt habe, sagte Handke:
Das Wort Völkermord kann mir gestohlen bleiben. Was da passiert ist, war Brudermord. Das ist viel was Schlimmeres. Völkermord ist ein juristischer Ausdruck, aber Brudermord ist ein biblischer Ausdruck. Und das war’s. Ja, Brudermord, haben Sie’s verstanden?
Er wolle sich nicht die Wörter vorschreiben lassen von irgendwelchen Pfeifen, die keine Ahnung hätten von Sprache, Silben, Rhythmus und Melodie.
“Ich kann das Wort Demokratie nicht mehr ausstehen”
Und auf die Frage der ORF-Journalistin Katja Gasser, wie denn das Verhältnis Handkes zur Demokratie sei, meinte der Nobelpreisträger: Er könne das Wort „Demokratie“ nicht mehr ausstehen. Frankreich sage immer, wenn ein Urteil käme, dass die Richter unabhängig wären. Wörtlich sagte Handke:
Wir leben in einer Demokratie – und dabei ist Frankreich eine Demokratie, wo viele kleine Diktaturen sind, noch und noch.
Viele Gesellschaftsformen seien diktatorisch, aber so freundlich, aufgeklärt. Wenn eine Diktatur da sei, dann hätte man wenigstens etwas zu bekämpfen. Aber diese Diktaturen von heute seien „unbekämpfbar“. Und das sei das Problem von heute. Die ORF-Journalistin fragte nach:
Sie wünschen sich aber nicht ernsthaft, in einer Diktatur zu leben.
Darauf Handke:
Um Gottes Willen. Ich wünsche mir etwas anderes. Wunsch ist etwas Herrliches.
Nobelpreisträger Handke: „Europäer haben Selenskyj zum Krieg ermuntert“ – Unzensuriert