Es ist schon beachtlich, dass die Gewerkschaft zur Erkenntnis kommt, dass die Nachrichtensendungen und Talkshows im ersten sowie im zweiten öffentlichen Rundfunk der „politischen Agenda Berlins“ folgen.
Kritik an ARD und ZDF
DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi (SPD) und Jupp Legrand, der Geschäftsführer Wissenschaftsstiftung der IG Metall, beklagten, dass selbst in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten „das Spannungsfeld zwischen Politik und Ökonomie“ nicht genügend verständlich aufbereiten werde.
Viel Sendezeit, schmale Inhalte
So gab es zwischen September 2022 und Februar 2023 in ARD und ZDF etwa 5.800 Sendungen mit rund 3.400 Stunden Programm. Dabei ging es in 20 beziehungsweise 22 Prozent der Sendezeit um wirtschaftspolitische Inhalte. Doch:
Trotz des vergleichsweise großen Sendevolumens, das dem Themenfeld Wirtschaft gewidmet ist, bleibt die wirtschaftspolitische Berichterstattung schmal.
Wenig Hintergrund-Berichterstattung
Konkret kritisieren die Gewerkschafter, dass sich die Redaktionen „in weiten Teilen eng an der politischen Agenda“ Berlins orientierten und „wenig eigene Themenschwerpunkte“ setzten. Daraus entstehe ein Mangel an Auseinandersetzung mit den längerfristigen Folgen der Politik.
Nur die ARD-Sendungen „Wirtschaft vor acht“ und „Plusminus“ seien eine Ausnahme. Sie böten „einen schlaglichtartigen Einblick in aktuelle wirtschaftspolitische Entwicklungen, ihre Ursachen und Implikationen“.
Hofberichterstattung aus Berlin
In der „Tagesschau“, den „Tagesthemen“, „ZDF heute“ und dem „ZDF heute journal“ stehe hingegen die Hofberichterstattung zur Ampel-Regierung im Mittelpunkt. Die Berichterstattung bleibe in der Tagespolitik, es würden nackte Zahlen und Meldungen über Daten präsentiert, mit denen die Zuseher aber wenig anfangen können. Weiters kritisieren sie:
Was in den Nachrichtenformaten unterbelichtet bleibt, ist vor allem die internationale Dimension der Wirtschaft.
Zu wenig Klassenkampf für Linke
Dabei ist es nicht die Intention der beiden Gewerkschafter, den Bürgern wirtschaftliches Wissen zur eigenen Meinungsbildung mitzugeben und zu zeigen, wie wichtig eine gesunde Wirtschaft für den Wohlstand ist. Es geht ihnen um Klassenkampf und „das Spannungsfeld zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern“, das sie für unterrepräsentiert halten. Sie vermissen etwa die Berichterstattung über „Tarif-Konflikte“.
Berechtigte Kritik
Aber doch treffen die Gewerkschafter den wunden Punkt der öffentlich-rechtlichen Sender:
Im Sinne des Informationsauftrags wäre eine kontinuierliche, vielfältige, ausgewogene Berichterstattung über wirtschaftspolitische Maßnahmen sowie volkswirtschaftliche und sozialpolitische Entwicklungen, über Vorgänge in großen Konzernen, Branchen und Institutionen sowie über die Lage der Beschäftigten und Arbeitslosen mindestens notwendig.
Und sie kritisieren zu Recht, dass die Zuschauer immer weniger als „arbeitende Menschen“, stattdessen nur noch als Konsumenten adressiert würden.
Laut Gewerkschaft folgen ARD und ZDF „eng der politischen Agenda“ – Unzensuriert