
In Afghanistan denkt man wieder in Schwarz und Weiß – aber bitte nicht auf 64 Feldern. Die Taliban haben das Schachspiel vorerst verboten. Laut dem Sportdirektorat handelt es sich bei dem Brettspiel um ein „Mittel des Glücksspiels“. Bis die Vereinbarkeit mit der Scharia geklärt sei, heißt es, bleibe das Spiel auf Eis.
Ob Bauernopfer und Endspielvarianten tatsächlich zur Spielsucht führen oder einfach nur zu viel westliches Denken fördern – man lässt es im Vagen. Sicher ist nur: Schach wird aus der Öffentlichkeit verbannt. In einem Land, das ohnehin kaum Räume für freie Entfaltung bietet, ist das mehr als ein symbolischer Rückschritt.
Dabei war Schach in Afghanistan längst angekommen. Jugendliche übten in Parks, Cafés richteten kleine Turniere aus. Noch vor wenigen Tagen baten Aktivisten um staatliche Unterstützung zur Weiterentwicklung des Spiels. Statt Förderung kommt nun das Verbot. Und das, obwohl viele islamische Länder – von Indonesien bis Marokko – ganz selbstverständlich Spieler zu internationalen Wettkämpfen entsenden.
Afghanistan hingegen geht den Sonderweg – und zwar konsequent. Nach Musik, Tanz und Frauenrechten ist nun die Dame an der Reihe. Sie darf nicht mehr ziehen. Während der Westen weiter über Sanktionen und Anerkennung debattiert, setzt das Regime Fakten – in Form religiös aufgeladener Symbolpolitik.
Wer das Spiel der Könige kennt, weiß: Solche Züge lassen sich nicht mehr zurücknehmen.
Kein Zug, kein Matt – Schachspiel in Afghanistan unter Generalverdacht – Zur Zeit