Hannover: Justiz “ignorierte angebliche Drogenmafia-Kooperation durch einen Staatsanwalt”

Der Staatsanwaltschaft Hannover wird vorgeworfen, Hinweise darauf ignoriert zu haben, dass einer ihrer Mitarbeiter, ein von deutschen Medien als „Yashar G“ bezeichneter Staatsanwalt, vertrauliche Informationen über eine der größten Kokain- Schmuggelgeschäfte der deutschen Geschichte weitergegeben haben soll.

Wie der deutsche Rechtsanwalt Raban Funk gegenüber dem NDR erklärte, hatte eine anonyme Quelle den Vorgesetzten von G. bereits im Juni 2020 über das angebliche kriminelle Fehlverhalten des beschuldigten Staatsanwalts informiert. Diese Information sei ohne Konsequenzen ignoriert worden.

“Es war ein offenes Gerücht im Milieu, dass es einen Staatsanwalt gibt, der Informationen herausgibt. Jede [kriminelle] Gruppierung, mit der ich in Kontakt war, hat mir davon erzählt”, sagte Funk.

Er sagte, die Staatsanwaltschaft hätte viel früher reagieren müssen. „Informell wusste die Staatsanwaltschaft seit dem Jahr 2020 von den Vorwürfen“, behauptete Funk in seinem NDR-Interview.

Brussels Signal hat Funk kontaktiert, um mehr zu erfahren, aber bei Redaktionsschluss noch keine Antwort erhalten.

Trotz einer polizeilichen Durchsuchung seiner Wohnung im Jahr 2022 durfte G. einen Prozess gegen die Kokainschmuggler führen, für die er nebenbei gearbeitet haben soll.

Im Dezember 2024 hob der Bundesgerichtshof das Urteil gegen einen der Schmuggler – vertreten durch Rechtsanwalt Funk – auf, der zu 12 Jahren Haft verurteilt worden war.

Der Prozess gegen G., einen Deutschen iranischer Abstammung, sollte am 23. April unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Hannover beginnen.

Ihm werden 14 Fälle von angeblicher Bestechung, Verletzung des Amtsgeheimnisses und Behinderung der Justiz im Amt vorgeworfen.

Er soll über mehrere Jahre vertrauliche Informationen über polizeiliche Ermittlungen an einen internationalen Kokainschmugglerring weitergegeben haben.

Im Februar 2021 entdeckte die Polizei in Hamburg im Hafen der Stadt 16 Tonnen Kokain mit einem geschätzten Marktwert von 450 Millionen Euro. Es handelte sich um den bislang größten Fund illegaler Drogen in Europa.

In der Folge führte die deutsche Polizei umfangreiche Ermittlungen gegen den Kokainschmuggel durch, der nach eigenen Angaben auf Kolumbien zurückgeführt werden konnte.

Im Frühjahr 2021 wollten die Strafverfolgungsbehörden 32 Verdächtige gleichzeitig festnehmen, doch nur 20 Verdächtige wurden festgenommen.

Die übrigen waren Berichten zufolge nach Dubai, Albanien, Marokko und an andere Orte geflohen. Unter ihnen befand sich der mutmaßliche Rädelsführer, der zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts noch auf freiem Fuß war.

G wurde nun beschuldigt, Informationen über die geplante Razzia an die Drogenschmuggler weitergegeben zu haben.

Für seine Dienste erhielt er angeblich eine monatliche Zahlung von 5.000 Euro sowie eine Prämie von 5.000 Euro für besonders wertvolle Informationen.

Im November 2022 durchsuchten Polizeibeamte das Büro und die Privatwohnung von G. und fanden angeblich Hunderte von Bildern mit vertraulichen Dokumenten, darunter Fotos der Einsatzpläne für die Drogenrazzia.

Nach dieser Durchsuchung führte G den Prozess gegen die Kokainschmuggler, von denen er angeblich bezahlt wurde.

Er wurde schließlich im Oktober 2024 verhaftet und wartet seither in Untersuchungshaft auf seinen Prozess.

Die Ermittler haben angeblich auch Beweise dafür gefunden, dass er andere Drogenschmuggler über laufende Ermittlungen informiert hat.

Zu den Empfängern gehörten angeblich sein Schwager – ein verurteilter Drogendealer – und das Hannoveraner Ortsverbandszentrum der Hells Angels.

Brüssel Signal hat die Staatsanwaltschaft Hannover kontaktiert, die es jedoch ablehnte, die Angelegenheit zu kommentieren. Das niedersächsische Justizministerium teilte mit, dass die gesamte Affäre nun „Gegenstand einer umfassenden internen Prüfung“ sei.

German judiciary ‘ignored prosecutor’s alleged drug-mafia co-operation’ – Brussels Signal

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