Die Diskontkette Lidl gab am Freitag bekannt, dass schwangere Mitarbeiterinnen bis auf weiteres vom Dienst freigestellt werden. Damit zeigt Lidl ein Verantwortungsbewusstsein, das bei vielen anderen Unternehmen zu fehlen scheint. So berichtete die Arbeiterkammer Steiermark darüber, dass Betriebe vor allem Schwangere zu Kündigungen drängen würden. Auch im Gesundheitsbereich ist die Dienstfreistellung von Schwangeren längst nicht überall selbstverständlich.
Überall dort wo viel Kundenverkehr notwendig ist, ist das Ansteckungsrisiko besonders hoch. Unsere Helden im Handel stehen Tag für Tag an vorderster Front um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Diskontkette Lidl hat alle schwangeren Mitarbeiterinnen nach Hause geschickt. Wer Heimarbeit leisten kann, soll das tun, alle anderen sind dienstfrei gestellt. Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Lidl Österreich, gab per Presseaussendung noch weitere Schutzmaßnahmen bekannt.
„In den Filialen haben wir schon vor Wochen verstärkte Hygiene-Maßnahmen getroffen, um Mitarbeiter und Kunden zu schützen: Kritische Punkte werden regelmäßig desinfiziert. Alle Filialen sind mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, sodass sich die Mitarbeiter auch zwischendurch ihre Hände desinfizieren können. Es steht jedem Mitarbeiter frei, einen Mundschutz oder Handschuhe zu tragen. Auf Plakaten in und vor der Filiale bitten wir alle Kunden, beim Einkaufen immer einen Mindestabstand zu halten und wenn möglich mit Karte anstelle von Bargeld zu bezahlen. Auch in der Diensteinteilung achten wir individuell auf mögliche Risikogruppen und versuchen hier den Kundenkontakt so gering wie möglich zu halten“, so Wolf.
Bei einem Lokalaugenschein erklärte uns ein Manager, dass er höchsten Respekt vor seinen Mitarbeitern habe. „Niemand fühlt sich wirklich gut oder gar ’sauber‘ wenn er in Zeiten wie diesen seinen Dienst verrichtet.“ Dabei wäre es wichtig, die Mitarbeiter auch gut bei Laune zu halten und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Kein Verständnis hatte die Führungskraft für das Verhalten mancher Kunden. „Viele sehen den Einkauf als Familienausflug. Das gefährdet Kunden und Mitarbeiter, die Filialen sind dadurch auch zu voll. Die Sicherheitsabstände werden nicht eingehalten. Eine Person pro Familie und Einkauf würden sicher auch ausreichen.“ Außerdem wären Kunden oft unhöflich gegenüber Mitarbeitern, welche sich mit Handschuhen und Mundschutz schützen würden. Man hoffe hier auf ein Umdenken bei den Kunden, denn wer schon vollen Einsatz riskiert solle auch mit Respekt behandelt werden.
Schutz für Schwangere ist leider nicht überall selbstverständlich. So zitierte der ORFdie Arbeiterkammer Steiermark, dass viele Betriebe Schwangere zur Kündigung drängen würden. Vor einer unbedachten Unterschrift rät man dabei ab. Bei einer einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses drohen schwangeren Beschäftigten große Nachteile. Eigentlich dürfen Schwangere nur mit Zustimmung des Gerichtes gekündigt werden. Auch aus Krankenhäusern erreichten uns Meldungen, dass es nicht überall selbstverständlich ist, Schwangere vor einer Ansteckung und damit verbundenen Komplikationen zu bewahren. Das viel zitierte „zusammenrücken“ ist noch nicht in allen Teilen der Gesellschaft angekommen.
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