Auch wenn der Name des künftigen Bundeskanzlers nach dem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sozialdemokraten und Konservativen bei den Parlamentswahlen noch ausgehandelt werden muss, ist laut Le Parisien klar, dass die wirtschaftlichen und sozialen Themen bei den deutschen Wählern eine große Rolle gespielt haben – zum Nachteil des Themas Migration.Berichterstattern zufolge ging das so weit, dass während des gesamten Wahlkampfs der Begriff “Islam” in den Fernsehdebatten nie erwähnt wurde.
Die Einzigen, die sich auf das Feld der Zuwanderung gewagt haben, sind die Vertreter der AfD, die nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis am Montag, den 27. September, vormittags mit 10,3 % der Stimmen hinter der SPD, der CDU-CSU, den Grünen und der FDP auf dem fünften Platz landeten. Wie sich Berichterstatter erinnern, waren der Islam und die Zuwanderung jedoch zentrale Wahlkampfthemen im Jahr 2017, als Bundeskanzlerin Angela Merkel beschloss, die Grenzen des Landes für mehr als eine Million Flüchtlinge (vor allem Afghanen und Syrer) zu öffnen.
Dieses Fehlen in der deutschen Debatte lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Einerseits sind die von der Pegida-Partei angeführten Anti-Islam-Demonstrationen verpufft.Und die Deutschen bemerken die Bemühungen der Flüchtlinge, Arbeit zu finden. Außerdem hat Deutschland, anders als Frankreich, “keine Welle islamistischer Terroranschläge erlebt”. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland machen sich dagegen mehr Sorgen um die Ökologie, den Klimawandel, den digitalen Wandel oder die Verschuldung.
Das Thema ist jedoch nicht aus der Debatte verschwunden. Einigen Beobachtern zufolge haben die großen Parteien das Thema trotz der Vorschläge der AfD absichtlich vermieden. Aber im Lande wurde vor allem über die deutsche Politik gesprochen, sogar zum Nachteil europäischer strategischer Fragen zum Beispiel. Während des Wahlkampfs hat die AfD auch ein anderes Thema ins Spiel gebracht: die “Verteidigung der Freiheiten”, insbesondere angesichts der Covid-19-Pandemie. Wie Le Monde in Erinnerung rief, versicherten ihre beiden Vorsitzenden: “Mit uns, so wird versprochen, wird es nie wieder eine Gefangenschaft geben.”
Logisch gesehen, beweist das, daß es ausschließlich um den barbarischen Islam ging, denn er ist schon so selbstverständlich, daß er nichtmal mehr erwähnt werden müßte