
Eine Deutschlehrerin, die in Wiens staatlich finanziertem Bildungsprogramm für Migrantenkinder arbeitet, hat Alarm geschlagen und von Übergriffen berichtet, denen sie und ihre Kollegen während des Unterrichts ausgesetzt sind. Sie beschreibt ein Klassenklima, das von Chaos, Respektlosigkeit und mangelnder Lernbereitschaft geprägt ist.
Die Lehrerin, die aus Angst vor Repressalien anonym mit dem Exxpress sprach, zeichnet ein düsteres Bild der von der Stadt finanzierten kostenlosen Nachhilfeinitiative, die jährlich mehr als 12.000 Schulkinder, meist mit Migrationshintergrund, unterstützt. Das Ziel des Programms ist es, die Fähigkeiten in Deutsch, Englisch und Mathematik zu verbessern. In der Praxis, so die Lehrerin, kommt es oft zu Unruhen.
„Arabisches Gebrüll, Fußball im Klassenzimmer und null Respekt“, erzählt sie. „Ich kämpfe zwei Stunden lang gegen eine totale Lernverweigerung.“
Anstatt sich auf den Unterricht einzulassen, schreien die Schüler angeblich, spielen mit ihren Handys, werfen Arbeitsblätter auf den Boden oder verlassen einfach die Klasse. Einige fordern, während des Unterrichts zu beten, während andere nur einmal im Monat oder gar nicht erscheinen, wobei sie manchmal den Vorrang religiöser Aktivitäten als Grund für ihre Abwesenheit angeben.
Obwohl die österreichischen Steuerzahler für jede zweistündige Unterrichtsstunde 57 € pro Lehrer zahlen und Schulmaterial wie Hefte und Stifte kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sind die Anwesenheit und die Motivation der Schüler nach wie vor gering. „Oft kommt nur ein Kind von zehn angemeldeten Schülern tatsächlich zum Unterricht“, so die Lehrerin.
Bei einem alarmierenden Vorfall versuchte eine Lehrerin, einem Kind zu folgen, das das Klassenzimmer unbeaufsichtigt verlassen hatte, und wurde von anderen Schülern, die die Tür geschlossen hielten, eingeschlossen.
„Jedes Mal, wenn ich die elektronische Tafel einschalte, schaltet eines der Kinder sie sofort wieder aus. Eine Kollegin wird ständig von einer Gruppe von Jungen verspottet. Manche gehen unter Tränen“, sagt sie. Selbst Lehrerkollegen mit Migrationshintergrund zögern Berichten zufolge, diese Klassen weiter zu unterrichten. „Sie wollen die Kinder nicht so unterrichten.“
Der Respekt vor Autoritäten sei minimal. „Wir werden fast nie gegrüßt – es sei denn, ein muslimischer Lehrer kommt herein. Dann wird man herzlich begrüßt“, fügt sie hinzu. Auf die Frage, was ihnen an Österreich gefällt, antworten einige Schüler: „Gar nichts“.
Die Probleme gehen über das Verhalten hinaus und umfassen auch grundlegende Lernschwierigkeiten. Selbst Schüler, die höhere Schulen wie die AHS besuchen, haben Berichten zufolge Probleme mit den Grundkenntnissen der deutschen Sprache, obwohl sie schon seit Jahren in Österreich leben. „Vergangenheitsform? Nie davon gehört. Satzbau? Nichts“, beklagt sie.
Auch das städtische Sommerprogramm „German Start“, das für Kinder ohne Deutschkenntnisse gedacht ist, wird angeblich nicht ausreichend genutzt. Viele Schüler ziehen es Berichten zufolge vor, den Sommer im Ausland zu verbringen. „Ich will im Sommer gar nichts lernen – ich bin zwei Monate in der Türkei“, wird ein Schüler zitiert.
Für die Lehrerin ist diese Erfahrung zutiefst demoralisierend. „Ich fühle mich wie eine Bittstellerin, die sich vor den Kindern erniedrigen muss – nur damit sie mit mir Deutsch lernen können“, sagt sie.
Die österreichische Regierung hat vor kurzem Pläne angekündigt, die Familienzusammenführung für Asylbewerber im Land auszusetzen, und behauptet, die Maßnahme sei notwendig, um eine weitere Überlastung des österreichischen Sozialsystems zu verhindern.
Bundeskanzler Christian Stocker sagte letzten Monat vor Journalisten, die Aussetzung würde dazu beitragen, „die Qualität des Schulsystems“ zu sichern.
Die Maßnahme steht im Einklang mit der öffentlichen Meinung, denn eine im März veröffentlichte Umfrage ergab, dass mehr als 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger strengere Asylvorschriften befürworten.
Darüber hinaus müssen Migrantenkinder demnächst an Orientierungskursen teilnehmen, bevor sie zusammen mit anderen deutschsprachigen Schülern in die Regelklassen kommen.
Das von Bildungsminister Christoph Wiederkehr angekündigte neue System sieht vor, dass die Kinder zunächst einen halbjährigen Orientierungskurs besuchen, in dem sie grundlegende deutsche Sprachkenntnisse zur Erleichterung der Kommunikation, grundlegende schulische Fertigkeiten wie das Schreiben, den Umgang mit der Schere und die Einhaltung der Etikette im Klassenzimmer sowie soziale Werte wie Respekt, Gleichheit und Toleranz erwerben.
„Das ist eine Möglichkeit, junge Menschen ohne Schulerfahrung an das Lernen heranzuführen“, sagt Wiederkehr. „Für die meisten von ihnen wird der Deutschförderkurs der nächste Schritt sein. Aber auch dort ist der Deutschunterricht schwierig, wenn die Schüler noch nie in einem Klassenzimmer gesessen haben. Die Orientierungsklasse bereitet sie darauf vor und entlastet damit sowohl die Regel- als auch die Deutschförderklasse.“
‘Arabic roaring, zero respect!’ — Austrian teacher lifts lid on chaos in migrant language classes