Wettbewerb, Erfolg und Leistung, so geht es aus einem Papier der deutschen Ökopathen hervor, sind für eine Gesellschaft sehr problematische „Werte“, denn sie können ihre Mitglieder zu Individualität und im Extremfall sogar zu Egoismus verleiten – zum Durchsetzen ihrer eigenen Interessen. Aus diesem Grund möchten die Grünen auch beim Sport für mehr Solidarität und soziale Gerechtigkeit sorgen.
Aber was ist eigentlich Ableismus? Ganz einfach: Das ist, wenn die Leute sich dafür schuldig fühlen sollen, dass ihnen sonst nichts fehlt. Dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind, je zwei Arme und Beine haben und keine – oder zumindest nicht auffallend viele – Schrauben locker. Dass das alles keine Selbstverständlichkeit ist, und man körperlich und/oder geistig beeinträchtigten Menschen mit Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft begegnen sollte, war den meisten Menschen vielleicht schon klar, bevor daraus ein politisches Schlagwort gemacht wurde. Aber jetzt, da uns trotz Long-Covid und Dauer-Lockdown anscheinend die sozialen Herausforderungen fehlen, hat die politische Linke ein neues Thema gefunden: den Ableismus, insbesondere im Profi-Sport – aus gegebenem Anlass, denn in England ist Fußball-Europameisterschaft.
„Männliche Millionäre mit Migrationshintergrund sind für keine Gesellschaft repräsentativ“, so die Vorsitzende jederlei Geschlechts des Arbeitskreises Ableismus (AA) in einem Rundschreiben. Und weiter: „Wir möchten dem Ableismus im Profi-Sport spielerisch, aber auch kämpferisch entgegentreten und den Leistungssport entsprechend unserer anti-ableistischen Maximen reformieren.“ Ihre wichtigste Forderung: eine Mannschaft Aufstellung, die der Gesellschaft wirklich in allen Details entspricht.
„Es ist sehr problematisch, wie man sich bei den Spielenden auf einen winzig kleinen Ausschnitt der Gesamtbevölkerung konzentriert“, so die Vorsitzende (m/w/d) des AA. „Was ist mit alten Menschen, schwachen Menschen? Frauen jederlei Geschlechts? Menschen mit und ohne Andersveranlagung? Wir müssen den Profi-Sport dringend reformieren, damit er ein zutreffendes Bild von der Gesamtgesellschaft zeigt und ihr in aller Vielfalt besser entspricht.“ Mehr Diversität beim Profi-Fußball hieße, die Einführung verbindlicher Quoten für alle rund 70 Geschlechteridentitäten, für Seniorinnen und Senioren jederlei Geschlechts, Kinder und Kinderinnen sowie Menschen mit oder ohne körperliche und geistige Andersveranlagung – so die wichtigsten politischen Forderungen des Arbeitskreises Ableismus (AA), die nach Meinung ihrer Vorsitzenden sofort umgesetzt werden können.
„Aber da darf noch lange nicht Schluss ein“, so die Vorsitzende, „denn selbstverständlich wollen wir auch gegen den Speziesismus auf dem Fußballplatz und anderswo aktiv werden.“ Speziesismus – das sei Laien wie mir erklärt – ist, wenn eine Spezies, z.B. der Homo Sapiens (vulgo: Mensch) andere Spezies dominiert.
„Was spricht gegen mehr Kühe, Schafen und Ziegen auf dem Fußballplatz?“, so die Vorsitzende provokant. „Eigentlich nichts!“ Und verschmitzt lächelt sie, als sie ihre Ideal-Mannschaft Aufstellung beschreibt: „Vielleicht ein sehbehinderter Senior mit Blindenhund – das wären schon mal zwei Spielende. Dann eine Mutti mit Kinderwagen, ebenfalls zwei Spielende. Ein dicker weißer Mann, der noch nie weiter als bis zum Kühlschrank gelaufen ist, ein paar Haustiere und ja, wenn es sein muss, meinetwegen auch der eine oder andere Fußball-Profi, sonst wird es vielleicht langweilig fürs Publikum. Das wäre so eine typische, anti-ableistische, anti-speziesistische Aufstellung.“
Aber für den AA fängt die Arbeit da erst an, denn selbstverständlich sind auch die Fußball-Regeln dringend reformbedürftig, um die wichtigsten gesellschaftlichen Ziele des AA zu erreichen. „Um dem Leistungs-Gedanken im Leistungssport, in diesem Fall im Profi-Fußball, wirksam entgegenzutreten, sind wir dafür, dass in Zukunft bei jedem Spiel nur noch ein Unentschieden herauskommen darf. Das wäre wirkliche Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit, denn dann gibt es endlich keine Verliere mehr, sondern nur noch Gewinner“, so die Vorsitzende. Und weiter: „Vom Fußball aus wollen wir diesen Gedanken auf alle anderen Sportarten übertragen. Wenn sagen wir mal alle Sprintenden jederlei Geschlechts ihren Hundertmeter-Lauf in fünf Minuten beenden, wäre das die Verwirklichung planwirtschaftlicher Ideale, die bei unserer Basis immer gut angekommen sind.“ Anti-ableistisch- und anti-speziesistisch-korrekter Eiskunstlauf könne, so die Vorsitzende, beispielsweise auch ohne Schlittschuhe stattfinden.
Für den Fußball hieße das konkret – so geht es aus dem AA-Entwurf hervor – zunächst die Vorgabe, alle Spiele mit einem 2 : 2 zu beenden. „Wir verstehen natürlich, das Publikum im Stadion und an den Geräten will Tore sehen. Aber natürlich könnte es den von uns reformierten Fußball überfordern, überhaupt irgendetwas zu treffen, geschweige denn ein Tor. Deshalb haben wir uns für eine Übergangslösung entschieden und werden die Planvorgabe 2 : 2 innerhalb von fünf Jahren auf 0 : 0 steigern. Falls danach vereinzelt immer noch Tore fallen – was angesichts der Menschen auf dem Platz vielleicht nicht immer ganz auszuschließen sein wird – würden sie einfach vom Schiedsrichter annulliert. Natürlich nicht ohne den Spielenden die Möglichkeit zur öffentlichen Selbstkritik einzuräumen, wenn es sich bei ihrem Treffer um kein Versehen gehandelt haben sollte.“ So wären endlich Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit für alle Spielenden garantiert.
Eine Randnotiz: Auch Bälle sind dem AA ein Dorn im Auge. „Bälle sind nicht nur als patriarchalisch besetzte Objekte, sondern auch aufgrund der von ihnen ausgehenden Verletzungsgefahr problematisch. Für den Reform-Fußball fordern wir, das Rund aus recyceltem Kunstsoff zu produzieren und anschließend rundum mit einer mindestens 50 Zentimeter dicken Schaumgummi-Schicht zu beziehen, auf der gut lesbare Warnhinweise angebracht sind. Die EU-Kommission ist bereits im Boot und hat uns ihre volle Unterstützung signalisiert.“ Als Ausdruck der Solidarität soll dieser AA-Reform-Ball auch in allen anderen Ballsportarten eingesetzt werden – von Tennis, Polo und Golf bis Volleyball und Ping-Pong. „Beim Basketball hätte unser Reform-Ball den angenehmen Nebeneffekt, dass er nicht in den Korb passt, und irgendein vermeintlicher Spielerfolg somit von vornherein ausgeschlossen wäre“, so die Vorsitzende abschließend.
Autor: Ramiro Fulano – https://haolam.de/artikel/Deutschland/45621/Arbeitskreis-Ableismus-Grne-fr-sozial-gerechten-Fuball.html