“Sowas hat’s noch nie gegeben”, berichtet ein Augenzeugen am Donnerstag am Wiener Landesgericht. In einer Pause beim Prozess-Finale gegen mutmaßliche Mitglieder einer selbsternannten Islam-Sittenwächter-Clique im Netz, kam es zu aggressiven Ausschreitungen und einer Rudelbildung vor dem Gerichtssaal.
Die Mutter eines vermeintlich betroffenen Mädchens begann sich plötzlich wild gestikulierend in den Saal zu drängen. Ihre mitgebrachten Männer machten mit. Anwesende LVT-Beamte mussten aufspringen und die zornigen Zuschauer, die einen Zeugen attackierten, aus dem Haus bringen. Sie drängten die lautstark Wütenden in den Lift.
Gemeinsam mit Gleichgesinnten sollen mehrere Tschetschenen in geheimen Telegrammgruppen Mädchen, die sich (zu) westlich zeigten, bloßgestellt und anschließend terrorisiert haben. “Wir Tschetschenen haben eigene Traditionen und wollen Misch-Ehen vermeiden”, erklärte einer der Angeklagten.
Der mutmaßliche Chef der Truppe gestand, bekam schon im Sommer 15 Monate teilbedingte Haft.Die anderen beteuerten: “Wir waren in Chatgruppen, aber mit diesen Sittenwächtern haben wir absolut nichts zu tun.” Das Gericht konnte ihnen nicht das Gegenteil beweisen. “Die haben wirklich die Falschen erwischt”, freute sich Verteidiger Florian Kreiner über den Freispruch seines Mandanten. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
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