In gleich fünf Wiener Bezirken können eingeschulte Kinder mehrheitlich nicht gut genug Deutsch, um dem Unterricht folgen zu können. Auch in den Kindergärten stehen 20.000 Kindern mit Deutschförderbedarf gerade einmal 200 Stellen im Deutschförderbereich gegenüber.
Anfrage an Bildungsstadtrat enthüllt erschreckende Zahlen
Insgesamt gab es in den Volksschulen in der Hauptstadt im Schuljahr 2022/23 13.531 außerordentliche Schüler, deren Deutschkenntnisse nicht für die Teilnahme am regulären Unterricht reichen. ÖVP-Landtagsabgeordneter Harald Zierfuß wollte nun von Neos-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr wissen, wie sich die außerordentlichen Schüler auf die Bezirke aufteilen, wie viele davon gebürtige Ukrainer sind, wie viele davon mehr als ein Jahr, mehr als zwei und mehr als drei Jahre in Wien den Kindergarten besucht haben – auch hier aufgeteilt nach den verschiedenen Bezirken -, wie lange die Kinder im Schnitt im Kindergarten betreut wurden und wie viele von ihnen in Österreich geboren worden sind.
Knapp 36 Prozent der Erstklassler können kaum Deutsch
Die Zahlen, die aus der Antwort hervorgingen, waren erschreckend: Im ganzen Bundesland Wien waren 35,7 Prozent aller Erstklassler außerordentliche Schüler – was bedeutet, dass mehr als ein Drittel der frisch eingeschulten Kinder kaum oder gar keine Deutschkenntnisse vorweisen können. 66,7 Prozent von ihnen wurden sogar in Österreich geboren, mehr als 77 Prozent besuchten hierzulande mindestens zwei Jahre lang einen Kindergarten.
Wien-Favoriten erreicht traurigen Rekord
Ein besonders trauriges Bild ergab sich in den fünf Bezirken Margareten, Ottakring, Brigittenau, Favoriten und Meidling. In Margareten betrug der Anteil der außerordentlichen Schüler in den ersten Klassen unglaubliche 68 Prozent, in Ottakring knapp 57, in Brigittenau 56,8, in Favoriten 53,6 und in Meidling 51,4 Prozent. In Favoriten waren 70,8 Prozent der außerordentlichen Schüler in Österreich geboren, in Meidling waren es sogar mehr als 72 Prozent – 73,7 Prozent haben hier mindestens zwei Jahre einen Kindergarten besucht. Mit Ausnahme des ersten Bezirkes waren die außerordentlichen Schüler zudem häufiger in Österreich als in der Ukraine geboren.
FPÖ für Deutschpflicht vor Schuleintritt
Der Bildungssprecher der FPÖ, Hermann Brückl, kritisiert die ÖVP scharf und wirft ihr in einer Stellungnahme gegenüber unzensuriert ein vollständiges Versagen vor. Er bemängelt, dass einerseits zehntausende Analphabeten ins Land gelassen werden und andererseits das von der ÖVP geleitete Bildungsministerium die unter der schwarz-blauen Regierung vereinbarte “Deutschpflicht vor Schuleintritt” in Zusammenarbeit mit den Grünen völlig verwässert hat. Die Folgen dieser Politik seien allgemein bekannt. Brückl bekräftigt die dringende Notwendigkeit einer langjährigen Forderung: Kein Schüler, der die Unterrichtssprache nicht ausreichend beherrscht, sollte in eine reguläre Schulklasse aufgenommen werden. Stattdessen sollten diese Schüler in speziellen Deutschkursen von qualifizierten Pädagogen unterrichtet werden, bis sie das erforderliche Sprachniveau erreichen. Sollte es bei einzelnen Kursteilnehmern keinen Fortschritt geben oder die Sprachkenntnisse nach zwei Jahren immer noch nicht ausreichen, dann sollten diese Schüler in speziellen Bildungseinrichtungen mit angepasstem Lehrplan und speziell ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden. Für diese sollte die Bildungspflicht entsprechend angepasst werden.
Für temporäre Schüler, also jene, die nur zeitweise in Österreich sind (aktuell beispielsweise Ukrainer), sollten eigene Klassen oder Schulen eingerichtet werden, die im heimischen Lehrplan unterrichtet werden und zusätzlich Deutsch als Zweitsprache erlernen sollten.