Berlin: Erklärungsnot wegen aufgedeckter Telefonkonferenz über Taurus-Marschflugkörper

Eine Zerstörung der strategisch wichtigen Brücke würde nicht nur militärische Folgen haben, sondern auch die Versorgung der Zivilbevölkerung erheblich beeinträchtigen.
Foto: Росавтодор / wikimedia commons (CC BY SA 4.0)

Das Auffliegen des Inhalts einer geheimen Telefonkonferenz am 19. Februar unter hohen deutschen Offizieren schlägt Wellen. Darin wurde sehr konkret besprochen, wie und in welchem Zeitrahmen der Marschflugkörper „Taurus“ in der Ukraine eingesetzt werden kann. Allerdings: Offiziell lehnte Bundeskanzler Olaf Scholz eine Lieferung der „Taurus“ noch vor wenigen Tagen ab. Ein Täuschungsmanöver?

“Wir führen Krieg”

Seit russische Medien über die abgehörte Telefonkonferenz hochrangiger deutscher Militärs berichteten, in der sie sehr konkret über die Einsatzmöglichkeiten des deutschen Taurus-Marschflugkörpers in der Ukraine berieten, ist in Berlin Feuer am Dach. Denn, obwohl Scholz verkündete, keinen dieser Flugkörper liefern zu wollen, dürften im Hintergrund bereits konkrete Planungen stattfinden, wie das Projekt umgesetzt werden kann.

Kein Blatt vor den Mund nahm sich der Kommandeur der Luftwaffe Ingo Gerhartz, wenn er sagte:

Wir führen jetzt einen Krieg, der viel modernere Technologie nutzt als unsere gute alte Luftwaffe.

Hauptziel: Krim-Brücke

In einem von Russia Today (RT)-Chefredakteurin Margarita Simonjan zuerst veröffentlichten Audio-Mitschnitt ist zu hören, wie die Offiziere beraten, in welchem Zeitrahmen die Marschflugkörper zum Einsatz kommen könnten. Sowohl die Ausbildung von Ukrainern in Deutschland als auch die Umrüstung der Kampfflugzeuge würde Monate dauern. Notfalls würde man auf das Know-how der Briten vor Ort zurückgreifen. Als mögliche Angriffsziele wurden aufgrund der besonderen Flugeigenschaften der „Taurus“ Munitionsdepots und die Krim-Brücke genannt, die das russische Festland mit der Halbinsel verbindet. So sagte ein als Mitarbeiter des Weltraumkommandos der Bundeswehr identifizierter Teilnehmer:

Ich würde gern nochmal schnell ergänzen wegen der Brücke, weil wir uns die intensiv angeguckt haben. Und die Brücke ist leider – aufgrund ihrer Größe – wie ein Flugplatz. Das heißt, es kann durchaus sein, dass ich dafür zehn oder 20 Flugkörper brauche.

Beteiligung des deutschen Militärs soll verschleiert werden

Brisant: Unter allen Umständen will man vermeiden, dass Deutschland direkt mit dem Einsatz der Marschflugkörper in Verbindung gebracht werden kann. Das Problem: Für die notwendige Zielgenauigkeit bedarf es sehr präziser Satellitendaten, die von Deutschland an die Ukraine übermittelt werden müssten. Um das zu verschleiern, könnten die Daten über Polen mit dem Auto an Kiew überbracht werden, wurde angedacht:

Ja. Die Frage wird sein, wo kommen die Daten her. Jetzt gehen wir einen Schritt zurück. Wenn es um die Zieldaten geht, die idealerweise mit Satellitenbildern kommen, weil dadurch gibt es dann die höchste Präzision, dass wir also unterhalb von drei Metern Genauigkeit haben. Die müssen wir verarbeiten im ersten Set in Büchel. Unabhängig davon würde man aber in irgendeiner Art und Weise, denke ich, mit einem Datentransfer zwischen Büchel und Schrobenhausen was hinbekommen. Oder, was natürlich auch geht, dass man unter Umständen das Datenfile nach Polen schickt und man hat den Handover, Takeover in Polen irgendwo, und es fährt jemand mit dem Auto hin. Und ich denke, da muss man im Detail reingucken, und da wird es auch Lösungsmöglichkeiten geben. Also, in dem Moment, wenn wir den Support haben, im schlimmsten Fall muss ich halt mit dem Auto sogar hin- und herpendeln.

Moskau verlangt Aufklärung

Auf Telegram forderte die russische Außenamtssprecherin Mara Sacharowa die Bundesrepublik Deutschland zu einer Erklärung auf. Berlin sei verpflichtet, diese unverzüglich zur Verfügung zu stellen. Versuche, der Beantwortung von Fragen auszuweichen, würden als Schuldeingeständnis gelten.

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