Vom Humboldtforum zum Hermannplatz – ein deutscher Weg

Die antideutsche Szene hat sich selbst zerlegt, übriggeblieben sind zynisch gewordene Staatsfeinde, die von Israel schon nicht mehr reden, Antifaschisten, die es fertig bringen, wegen ein paar Coronaleugnern auf der Münchner Theresienwiese im Mai 2020 mit Riesen-Transparenten „Antisemitismus tötet“ (mit Antifa-Emblem) und „Antisemitismus entgegentreten – rechten Terror bekämpfen“ aufzumarschieren (SZ, 14.1.2021) und eine Zunft aus Akademikern, Verbandsfunktionären und Zeitungsschreibern, die immer dort ganz vorne dabei ist, wo es gilt, vom Offensichtlichen abzulenken. Man nehme Samuel Salzborn, den Antisemitismusbeauftragten von Berlin. Der „resümierte am Samstag Abend auf Twitter: ‚Wie bei den antisemitischen Großdemonstrationen 2014 ist der antisemitische Hass auch jetzt die integrale Klammer. Deshalb gilt mehr denn je: Der Schutz jüdischer Einrichtungen ist das Gebot der Stunde, keine Toleranz gegenüber jeder Form von Antisemitismus“. (Taz, 15.5.2021)

Bislang war mit der Parole „Gegen jeden Antisemitismus“ gemeint, dass der spezifisch islamische nicht ausgespart werden dürfe. Das war die duckmäuserische Intervention von Leuten, die richtig erkannt haben, dass unter dem alles überlagernden offiziellen Gebot des Antirassismus, wonach hauptverantwortlich für den manifesten Antisemitismus die angeblich erstarkte radikale Rechte sei, die antisemitischen Untaten der islamischen Gegengesellschaft beschwiegen werden. Indem diese Warner sich auf eine Formel festlegten, in der die antisemitischen Taten und Tataufrufe keinem konkreten Täterkreis zugerechnet und damit das Wissen über sie dem Eingeweihtsein des Lesers überantwortet werden sollten, haben sie jede kritisch-agitatorische Note eliminiert: Die Gemeinten brauchen sich nicht angesprochen zu fühlen und jene, die die Botschaft verstanden haben, braucht man nicht zu agitieren. Nicht genug, dass der Antisemitismusbeauftragte angesichts der seit 2014 schlimmsten öffentlichen Manifestationen des Vernichtungswillens gegen die Juden und ihren Staat fordert, was tägliche Aufgabe der Ordnungskräfte ist, der sie jedenfalls in Berlin auch nachkommen, nämlich jüdische Einrichtungen zu schützen. Statt praktische Kritik an den fast durchgängig moslemischen Tätern einzufordern, die sich in mehr Festnahmen, Anklagen und präventiv in Demonstrationsverboten äußern müssten, erhebt er seine Stimme „gegen jeden Antisemitismus“ genau dann, wenn weder direkt noch indirekt irgendwelche Rechten beteiligt waren, sondern der islamische respektive der ihm sekundierende antirassistische Antisemitismus wütet. Das verweist auf den unbedingten Willen, korrigierend in den möglicherweise bis zum Hass gesteigerten Unmut von Leuten einzugreifen, die das Geschrei der nicht nur arabischen Straße gegen Juden und ihren Staat nicht hinnehmen wollen. „Vergesst nicht“, rufen die Moderatoren den unangemessen Aufgeregten zu, „der Antisemitismus kommt doch in erster Linie aus der Mitte unserer von der AfD und anderen Rechten existenziell gefährdeten Gesellschaft!“ Weit wichtiger als den plumpen arabischen dingfest zu machen, den zu „entlarven“ es keiner größeren Kenntnisse in der Disziplin Antisemitismustheorie bedarf, sei es, den rechten Antisemitismus zu thematisieren. Tatsächlich ist der Feind nicht in erster Linie in der Sonnenallee ansässig, die es in jeder größeren deutschen Stadt gibt – dort leben nur jene, die schon jetzt bereit sind zu töten, wenn man sie lässt. Dass man sie irgendwann lassen wird, indem man ihre „anderen“ Visionen, zunächst noch getrennt marschierend, zum gemeinsamen Bezugspunkt macht, ist das Geschäft von Agenturen, die den Staat und seine die Qualitätsmedien konsumierenden Bürger beraten. Sie erklären das ungehinderte Agieren von Antisemitenverbänden zum Inhalt einer deutschen Staatsräson, die sich nicht mehr an der Seite Israels gegen seine Todfeinde stellen, sondern dessen raison d’être, Zufluchtsort aller Juden zu sein, delegitimieren soll.

Mehr: http://redaktion-bahamas.org/auswahl/web88-1.html