Kritik an Bau einer Großmoschee in Karlsruhe

Der Neubau einer DITIB-Moschee (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) in der Karlsruher Oststadt stößt auf Kritik. Nach jahrelangen Verzögerungen finden aktuell Vorarbeiten zum Abriss des alten Gemeindegebäudes auf dem Gelände statt, wie der Südwestrundfunk (SWR) berichtete. Der Neubau der Moschee kann nach Angaben der Verantwortlichen Mitte Juli beginnen. Rund zwei Jahre Bauzeit wurden veranschlagt.

Nach diversen Änderungen der Baupläne wird die neue Moschee mit einem Minarett gebaut, das statt der ursprünglich geplanten 35 nur 28 Meter hoch werden soll. Die Höhe der Kuppel soll 17 Meter betragen. Die Moschee soll auf drei Geschossen Platz für 700 Besucher bieten. Die Kosten belaufen sich auf sechs bis sieben Millionen Euro. Die DITIB ist der größte islamische Moscheeverband in Deutschland mit nach eigenen Angaben über 960 angeschlossenen Gemeinden.

Die Wählergruppe „FÜR Karlsruhe“ beurteilt das Vorhaben kritisch. Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA betonte „FÜR Karlsruhe“ zwar das Recht jeder Glaubensgemeinschaft, „ihren Glauben auszuüben, auch mit den entsprechenden Gebäuden“. Von Anfang an habe man aber das größte Problem in der Rolle des Moscheeverbandes selbst gesehen. Viele Imame der DITIB sprächen kein Deutsch. Die Imamausbildung solle deshalb „nach unserer Ansicht in Deutschland und in deutscher Sprache stattfinden. Auch die Verbindung mit der türkischen Regierung sehen wir kritisch.“

Das gelte auch für einen etwaigen Muezzin-Ruf, den es laut DITIB nicht geben solle. Der Karlsruher Stadtrat der Wählergruppe, Friedemann Kalmbach, wies gegenüber IDEA darauf hin, dass in anderen Städten trotz anderslautender Versprechen der DITIB der Muezzin-Ruf eingeführt worden sei. Dagegen könne die Stadt jedoch nur aufgrund von Ruhestörungen oder Nachbarschaftsbeschwerden einschreiten. Auch die AfD-Fraktion im Stadtrat hat das Projekt wiederholt kritisiert – unter anderem wegen der Nähe der DITIB zum türkischen Staat.

Die Islamismusexpertin Sigrid Herrmann-Marschall (Düsseldorf) betonte auf Anfrage von IDEA, dass es mit der DITIB keinen „Euro-Islam“ geben werde. Der Moscheeverband sei „untrennbar mit der türkischen Religionsbehörde“ verwoben. Der Neubau der Moschee in Karlsruhe sei „kein rein religiöses, sondern ein hochpolitisches Projekt“. A

Auch vor dem Bau der DITIB-Zentralmoschee in Köln, die 2018 in Anwesenheit des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan eingeweiht wurde, seien „der Politik Versprechungen gemacht“ worden. Doch bereits zur Einweihung seien die Fürsprecher des Baus „nicht mehr wirklich erwünscht“ gewesen. Es sei ihr deshalb unverständlich, so Herrmann-Marschall, warum die Stadt Karlsruhe „der DITIB derart entgegenkommt. Das dient nicht der Integration, sondern der identitären religiösen und nationalistischen Rückbesinnung.“

https://www.idea.de/artikel/karlsruhe-ditib-laesst-eine-grosse-moschee-in-der-oststadt-errichten