Generation „Schneeflöckchen“: Die unterschätzte Gefahr für die Demokratie

Immer häufiger stelle ich in Gesprächen mit jungen Menschen fest, wie verkorkst die Generation der seit der Jahrtausendwende Geborenen ist. Man kann dies für einen subjektiven, nicht repräsentativen Eindruck halten, weil der Kreis der Teenager, mit denen ich mich austausche, insgesamt doch recht überschaubar ist. Tatsächlich schlagen aber auch Psychologen zunehmend Alarm. Und das nicht erst seit Corona. Es ist eine Kohorte junger Menschen voller irrationaler Zukunftsängste herangewachsen. Natürlich war auch für frühere Generationen das Erarbeiten eines eigenverantwortlichen Lebens eine Herausforderung. Wer von uns sehnt sich nach der Zeit zurück, in der wir uns missverstanden fühlten und mit uns selbst oft nicht im Reinen waren? Später brachten uns die ungeklärten Fragen zum Start ins Berufsleben um den Schlaf. Viele von uns erinnern sich mit gemischten Gefühlen an die plötzlich erworbene Freiheit, die im Umkehrschluss viele neue Entscheidungen erforderte, bei denen wir manch bitteres Lehrgeld bezahlten. Das sind völlig normale Sorgen beim Übergang ins Erwachsenenleben. Doch unsere Alltagsprobleme gingen viel weiter. Wir waren mit dem „Kalten Krieg“ konfrontiert, einer ganz realen Bedrohung. Der Wald drohte zu sterben und das Öl auszugehen. Sogar ein Kernkraftwerk explodierte. Die allermeisten von uns haben die Zeit der Unsicherheit und der Bedrohung gemeistert. Wir blieben neugierig auf die Zukunft und voller Tatendrang, obwohl das Panikorchester nach Kräften blies und trommelte. Wir hatten eine Jugend und wir hatten Kredit. Man nahm uns nicht immer für voll, aber man ließ uns machen. Und heute?

Eine ganze Armee von Erzieherinnen und Lehrern soll sicherstellen, dass weltverbessernde Bravschafe herangebildet werden

Kind sein ist out. Schon die ganz Jungen sollen nichts verpassen. So wollen es viele Eltern, so will es aber auch die Industrie, die Teenies längst als wichtigste werberelevante Zielgruppe entdeckt hat. Der Freizeitstress durch das Überangebot an Möglichkeiten und das Überkümmern der Helikoptereltern führt schon bei den Zwölfjährigen zu Symptomen, die dem in Mode gekommenen „Burn Out“ ähneln. Netflix, Instagram und Co. tun ihr Übriges dazu, dass junge Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen. Zu viel ist eben zu viel, gerade für Heranwachsende, die noch nicht filtern können und denen daher die Fähigkeit fehlt, Prioritäten zu setzen. Als wäre all das nicht schlimm genug, sehen sich die Teenager unserer Zeit darüber hinaus einer ununterbrochenen Beschallung mit Hiobsbotschaften ausgesetzt. Im Kita-Alter geht es zunächst einmal darum, sämtliche Kanten abzuschleifen. Stromlinienförmiges Funktionieren ist angesagt. Eine ganze Armee von Erzieherinnen und Lehrern soll sicherstellen, dass bis zum Ende der Grundschulzeit weltverbessernde Bravschafe herangebildet worden sind, denen anschließend das gewünschte Wertesystem eingebläut werden kann. Grundvoraussetzung hierfür ist das Austreiben jedweder Kritikfähigkeit. Zu diesem Zweck wird jeder Zweifel sanktioniert, ebenso die fehlende Bereitschaft, sich an Toleranzprojekten, Klimarettungen und Genderübungen zu beteiligen. Uniforme Zeitgeistsoldaten strömen an die Universitäten, wo sie ihr Repertoire perfektionieren, um die links-grüne Heilslehre von Deutschland aus in alle Welt zu tragen. Die jahrelange Erziehung mit dem totalitären Stilmittel der Angst führt bei so manchem Indoktrinationsabsolventen jedoch schon bald zu ernsten psychischen Krisen.

Lobbyisten und Politiker geben jungen Menschen eine Machtfülle, deren Verantwortung sie nicht gerecht werden können

Heutige 20-Jährige glauben, der Klimawandel sei die größte Bedrohung der Menschheitsgeschichte, und halten es für demokratiegefährdend, die grünen Dogmen zu hinterfragen. Ihre Ängste drehen sich vor allem darum, bald in einer überhitzten Steppe ohne ausreichendes Trinkwasser zu leben, während das Abschmelzen der Pole immer mehr Küstenstädte verschlingt. Sie sehen sich durch abweichende Weltanschauungen bedroht und begreifen gar nicht, dass jene, die heute vermeintlich demokratisch regieren, ihnen bereits mehr Freiheiten genommen haben als jeder Generation zuvor. Sie blenden aus, dass der Wandel des Klimas nicht nur Nachteile mit sich bringt, sondern auch Chancen bietet und der Entwicklung neuer Technologien den Weg bereitet. Ebenso wenig verstehen sie, dass die Modelle, auf denen die Horrorszenarien beruhen, mit erheblicher Unsicherheit behaftet sind und es sich beinahe verbietet, von Wissenschaft zu sprechen. Mir tun sie unheimlich leid, diese jungen Menschen, und sie entfalten ein gefährliches Potenzial, weil ihnen Lobbyisten und Politiker eine Machtfülle geben, deren Verantwortung sie nicht gerecht werden können. Sie lassen sich vor den Karren gemeingefährlicher Organisationen spannen und dienen der Glaubensgemeinschaft neuzeitlicher Sekten als willfährige Marionetten. Dabei leiden sie selbst am meisten unter der arglistigen Panikmache, für die sie benutzt werden. Dies auch, weil ihnen Resilienz und Robustheit fehlen, die sie nur hätten erwerben können, wenn man sie dem wahren Leben ausgesetzt hätte, statt sie zu hofieren. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Nicht wegen des Klimawandels oder wegen Corona, sondern wegen einer Generation, die Moral für Recht, Emotionen für Argumente und Fakten für rechtspopulistisches Störfeuer hält.

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