Demografie im Niedergang: Die Herausforderung der Diaspora, in Frankreich und in Europa

Bicanski/pixnio, gemeinfrei

Die Weltdemografie befindet sich im Umschwung. Überall auf der Erde sinkt die Fertilitätsrate, bis sie unter die 2,1 Kinder pro Frau fällt, die für die Erneuerung der Generationen erforderlich sind. In Europa liegt der Durchschnitt bei 1,53. Frankreich hält sich mit 1,86 (unterhalb der Reproduktionsrate) eher besser als die anderen europäischen Länder, während Deutschland bei 1,54 liegt. Es wird daher geschätzt, dass Deutschland im Jahr 2045 weniger Einwohner haben wird als Frankreich. Bis 2060 wird Deutschland voraussichtlich 15 Millionen Einwohner verlieren und eine Bevölkerung von 66 Millionen Einwohnern haben, im Vergleich zu den derzeitigen 80,5 Millionen.

Dieses Phänomen ist jedoch nicht nur auf Europa beschränkt. Die Fertilitätsrate liegt in China bei 1,6, in den USA bei 1,87 und in Brasilien bei 1,75. Auch in Ländern, die traditionell viele Kinder haben, sinkt die Fertilitätsrate rapide. In Algerien sank sie in den letzten 50 Jahren von 7,57 auf 2,66, in Indien von 5,41 auf 2,40. Nur Schwarzafrika hält dagegen, aber selbst in Niger, dem Land mit der höchsten Fertilitätsrate der Welt, ist ein bislang bescheidener Rückgang zu verzeichnen (von 7,60 auf 6,35 in 50 Jahren).

Unter diesen Umständen wird die Bevölkerung für viele Länder zu einer immer knapperen und wertvolleren Ressource werden. Diese „menschliche Ressource“ ist übrigens am begehrtesten, wenn sie jung, akademisch gebildet, reich (was die Jugend ausgleichen kann) und leicht in das Gastland integrierbar ist. Dies wird zu einem verschärften Wettbewerb zwischen den Staaten und sogar zu Kriegen führen.

Der Krieg in der Ukraine kann übrigens als einer der ersten „demografischen Kriege“ angesehen werden. Trotz einer natalistischen Politik hat Russland eine sehr niedrige Fertilitätsrate (1,61) und eine Bevölkerung von nur 143,4 Millionen Menschen, um das größte Land der Welt zu bevölkern. Abgesehen vom geostrategischen Aspekt ist ein Anstieg seiner Bevölkerung das Wertvollste, was Russland in diesem Krieg gewinnen kann. Dem Land mangelt es nämlich nicht an Rohstoffen oder Ackerland, sondern vielmehr an Arbeitskräften, die sich darum kümmern. Durch die Annexion der Krim im Jahr 2014 hat es bereits zwei Millionen Einwohner hinzugewonnen, und derzeit sollen sich fast drei Millionen ukrainische Flüchtlinge in Russland aufhalten, ohne die Bevölkerung der neu annektierten Gebiete mitzuzählen.

Ungarn hat seinerseits eine weitaus friedlichere Politik verfolgt. Nach dem Trianon-Vertrag von 1920, in dem die Grenzen neu festgelegt wurden, fanden sich viele Ungarn außerhalb ihres Landes wieder. Das sind etwa zwei Millionen Menschen, von denen mehr als die Hälfte in Rumänien lebt. Die ungarische Politik besteht darin, diesen Ländern finanzielle Unterstützung für die Aufrechterhaltung der ungarischen Kultur und Sprache zu gewähren, und sie ermöglicht es diesen Bevölkerungsgruppen und ihren Nachkommen, die ungarische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Dies ermöglicht es Ungarn, über eine leicht assimilierbare Bevölkerungsreserve zu verfügen, ohne auf fremde Zuwanderung zurückgreifen zu müssen.

Was Frankreich betrifft, so ist eine Aussortierung der Zuwanderung derzeit ausgeschlossen. Es ist jedoch möglich, dass das Gegenteil eintritt. In Frankreich gibt es nämlich Gemeinschaften, die ihrem Herkunftsland nahe geblieben sind und mit denen sich die Nachkommen noch immer identifizieren. So leben beispielsweise 1,7 Millionen Marokkaner und 2,6 Millionen Algerier in unserem Land. Man kann sich vorstellen, dass es zu einer massiven Remigration kommen könnte, wenn sich die wirtschaftliche Lage in Frankreich weiter verschlechtert, während sich die Lage in den Herkunftsländern verbessert, wenn man bedenkt, dass beispielsweise drei Viertel der im Ausland lebenden Marokkaner davon ausgehen, dass sie eines Tages nach Marokko zurückkehren werden. Diese Aussicht würde von einigen französischen Politikern begrüßt werden. Andererseits würde sie den wirtschaftlichen Niedergang materialisieren und sogar noch verstärken, da es immer die am besten ausgebildeten Akademiker und Unternehmer sind, die zuerst abwandern. Dieses Phänomen ist bereits bei der jüdischen Bevölkerung in Frankreich zu beobachten, die von 530.000 im Jahr 1970 auf 449.000 heute gesunken ist. Die meisten von ihnen sind nach Israel gezogen, das diese Einwanderung begünstigt.

In den kommenden Jahren wird es daher zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen den Ländern der Welt um immer knapper werdende Arbeitskräfte kommen. Die Diaspora wird besonders im Fokus stehen, da sie häufig gebildet und schnell in das Herkunftsland integrierbar ist.

https://www.bvoltaire.fr/point-de-vue-demographie-en-declin-lenjeu-des-diasporas-en-france-et-en-europe/ / https://unser-mitteleuropa.com/demografie-im-niedergang-die-herausforderung-der-diaspora-in-frankreich-und-in-europa/